"Alte Posthalterei" hat neue Fenster nach historischem Vorbild

Das Gebäude "Alte Posthalterei" in der Georgenstraße hat nach rund zwei Monaten Bauzeit nun rundum neue Fenster. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten gab Bürgermeister Andreas Ludwig heute (3. Dezember) das Haus offiziell wieder frei. Hier hat das städtischen Kinder- und Jugendzentrum sein Domizil, aber auch die Ansprechpartner mehrerer Vereine wie der Verkehrswacht und des Stadtjugendrings .

Anfang Oktober begannen die Arbeiten. Zunächst bauten die Handwerker die 43 alten, verschliessenen Fenster aus. Anschließend wurden vom Gerüst aus die neuen Fenster aus Kiefernholz eingesetzt. Diese wurden nach historischem Vorbild gefertigt. Dabei handelt es sich um nach innen öffnende Vierflügel-Stulpfenster. Die oberen Flügel sind ungeteilt, die unteren zweifach mit so genannten Wiener Sprossen unterteilt.

"Die Arbeiten und die Anfertigung der Fenster haben wir eng mit der Denkmalpflege abgestimmt", sagt Andreas Ludwig (Dezernent für Bauwesen und Umwelt). Denn bei der "Alten Posthalterei" handelt es sich um ein Einzeldenkmal. In Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie ist sogar vorher extra von den Fachleuten ein Musterfenster hergestellt worden, um die Details sehen zu können. Die Fachfirma selbst - eine Tischlerei aus Brotterode - verfügt über die notwendigen handwerklichen Erfahrungen und Fähigkeiten im Zusammenhang mit denkmalpflegerischen Arbeiten.

Insgesamt kostete die Fenster-Sanierung rund 91.400 Euro. Davon stammen 10.000 Euro vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, 75.402,18 Euro gibt es von der Städtebauförderung. Der Eigenanteil der Stadt Eisenach - 5997,82 Euro - ist Dank der Hilfe von Spendern zusammengekommen. "Vielen Dank für Ihr Engagement", so Andreas Ludwig.

Der Einbau der Fenster in der Alten Posthalterei war der erste Bauabschnitt von insgesamt drei. Als nächstes sollen Arbeiten am Natursteinsockel- sowie den Natursteinsäulen folgen. Danach ist die Fassade an der Reihe.

 

Schmuckstück "Alte Posthalterei"
Das Gebäude der "Alten Posthalterei" ist eines der wenigen rein klassizistischen Bauwerke in Eisenach. Der Mittelteil der Fassade wird vom Haupteingang geprägt, der von dorischen Säulen umrahmt ist. Die Form von dorischen Säulen ist schlicht und kräftig, sie wirken ein bisschen gedrungen. Auch das Kapitell (der "Deckel") von dorischen Säulen ist einfach und ohne Schmuck. Innenarchitektonisch bedeutsam sind die Stuckdecken sowie das Treppengeländer aus schmalen Holzstäben. 1819 hatten die Poststallmeister Jungherr und Pfennig das Haus unmittelbar an der Stadtmauer neben dem Georgentor gebaut. Das Gebäude wurde zu dieser Zeit, als es noch keine Eisenbahn gab, als Umspannstelle der Postkutschen für den Reise- und Postverkehr genutzt.

Im Jahr 1908 kaufte die Stadt Eisenach das Haus und brachte hier die Realschule unter. Allerdings wurde der östliche Flügel des Gebäudes verkürzt, um mehr Verkehrsraum zur Hospitalstraße hin zu gewinnen. Seit Mitte der 1920er Jahre befand sich in dem Gebäude die städtische Mädchenberufsschule. Nach dem Krieg waren Teile der städtischen Berufsschule in der "Alten Posthalterei" untergebracht, ehe im Jahr 1951 die Hilfsschule "Pestalozzi" hier ihr Domizil fand. Als sie im März 1981 in ein neues Gebäude im Palmental zog, zogen verschiedene Behörden in das Gebäude ein. Nach 1990 kamen zunächst Parteien und Organisationen, beispielsweise die Arbeiterwohlfahrt dort unter. Auch die Eisenacher Zeichenschule fand hier kurzzeitig ein Zuhause. Diskutiert wurde dann der Ausbau zu einem städtischen Kulturzentrum. Seit November 1995 schließlich beherbergt der klassizistische Bau das städtische Kinder- und Jugendzentrum, das in seinem Namen die alte Gebäudebezeichnung wieder aufgenommen hat. Verschiedene Vereine und Einrichtungen nutzen ebenfalls die Räume der "Alten Posthalterei".

 

Städtebauförderung - was ist das?
Bei der Städtebauförderung handelt es sich um ein Förderprogramm von Bund und Ländern. Dabei geht es um finanzielle Unterstützung von zum Beispiel Kommunen, die Gebäude im Stadtkern sanieren oder städtebauliche Missstände beseitigen wollen. Um Geld aus dem Programm zu erhalten, müssen die jeweiligen Projekte bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu gehört unter anderem das Vorliegen eines städtebaulichen Entwicklungskonzeptes. Das Land Thüringen hat eine 67-seitige Richtlinie erarbeitet, in der alle Informationen rund um die Förderung zusammengefasst sind. Wieviel Geld für ein Projekt jeweils zur Verfügung gestellt wird, wird im Einzelfall auf Antrag entschieden. Mithilfe dieser Förderung sind beispielsweise schon die Außenanlagen der "Alten Posthalterei" in zwei Bauabschnitten saniert worden.