Geschenk für Eisenacher Stadtarchiv: Gästebuch des ehemaligen Hotels „Rautenkranz“

Im Eisenacher Stadtarchiv befindet sich seit heute (19. Februar) ein weiteres ganz besonderes Zeitdokument – das Gästebuch des ehemaligen Hotels „Rautenkranz“. Das Gästebuch stammt aus dem Nachlass von Christa Schill. Sie war die Tochter des damaligen Hotelbesitzers Albert Jordan. Der Witwer der bereits im August 2016 verstorbenen Christa Schill, Franz Schill, überreichte das Gästebuch heute an Dr. Reinhold Brunner (Leiter Amt für Bildung) und Christopher Launert (Leiter Stadtarchiv).

„Wir freuen uns sehr über dieses Geschenk. Das Gästebuch enthält zahlreiche handschriftliche Einträge von zu dieser Zeit namhaften Personen des öffentlichen Lebens“, sagte Dr. Reinhold Brunner. Darunter befinden sich Sänger wie Julius von Scheidt und Umberto Urbano, zahlreiche Schauspieler wie Henny Porten, Hans Albers, Heinrich George (Vater von Götz George), Rosalind von Schirach oder Dorothea Wieck. Aber auch Diplomaten, Politiker, Schriftsteller und Personen aus Kultur und Film besuchten das Hotel. Brunner erzählte wie Franz Schill ihm das Gästebuch bei einer persönlichen Einladung unerwartet überreichte. „Wir kennen uns schon 25 Jahre. Ich weiß, wie sehr Herr Schill an diesem Buch hängt. Es spiegelt einen Teil der Eisenacher Stadtgeschichte wider, wie es in amtlichen Dokumenten gar nicht möglich ist. Man kann das Lebensgefühl von damals regelrecht nachvollziehen“, so Brunner. „Es wäre im Sinne von Christa gewesen, wenn das Gästebuch in öffentliche Hand gelangt und der Stadt erhalten bleibt“, erklärte Franz Schill. Für den mittlerweile 89-Jährigen ist das Buch mit vielen Erinnerungen in Freude und Dankbarkeit an das gemeinsame Leben mit seiner Christa verbunden. So erzählte er von der engen Freundschaft seiner Frau zu der Eisenacher Ehrenbürgerin Avital Ben Chorin, von der Bedeutung, die die Hotellerie und Gastronomie seinerzeit noch hatte, und wie die Familie nach der Schließung des Hotels nach Bad Ems zog, seine Frau aber immer die Hoffnung hatte, eines Tages nach Eisenach zurückzukommen.
Ihr Vater und Hotelbesitzer Albert Jordan betrieb das Haus von zirka 1920 bis 1953. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war der junge Jordan bereits Hoteldirektor des berühmten Berliner Hotels „Adlon“. Mit ihm ist ein Stück Hauptstadtgeschichte nach Eisenach gekommen, erklärte Schill. Seine Frau Christa Schill, eine gebürtige Jordan, ist in und mit dem Hotel aufgewachsen.
Der erste Eintrag des Gästebuches stammt aus dem Jahr 1922. Seitdem verewigten sich über 100 Personen darin. Auch die Nachfahren des berühmten Musikers und Schriftstellers Richard Wagner, etwa sein Sohn Siegfried Wagner oder seine Enkel Friedelind, Wieland und Wolfgang waren Gäste des Hotels. Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde das Hotel vor allem als Lazarett genutzt, sodass 1942 der Hotelbetrieb zum Erliegen kam. Marie von Martynow trug sich als erste Person nach Kriegsende anlässlich der Wiedereröffnung des Hauses am 10. Juli 1946 in das Gästebuch ein. 1953 wurde das Hotel „Rautenkranz“ endgültig geschlossen. Der letzte Eintrag aus der Eisenacher Zeit ist auf den 18. Mai 1952 datiert.  

Christopher Launert dankte Franz Schill zum Abschied nochmals sehr herzlich für das außergewöhnliche Geschenk. „Das Gästebuch bereichert die Sammlung des Archivs ganz erheblich. Dieses wertvolle Stück Zeitgeschichte wird bei uns nicht in Vergessenheit geraten“, so Launert.

Heute ist das Haus des ehemaligen Hotels am Markt 24 Verwaltungsgebäude der Eisenacher Stadtverwaltung. In dem geschichtsträchtigen Gebäude haben die Einwohner der Stadt mit dem Bürgerbüro eine erste Anlaufstelle und die Mitarbeiter zahlreicher städtischer Ämter ihre Büros.