Die Eisenacher Friedhofsverwaltung hat die Restaurierung der Grabstätte der Familie Wuth abgeschlossen. Die bewegende Plastik, die einen knieenden „Jüngling an der Himmelspforte“ zeigt, steht wieder an ihrem angestammten Platz. Auch das steinerne Portal wurde umfassend aufgearbeitet. Regen war sowohl ins Mauerwerk als auch in die Skulptur eingedrungen. Sichtbar hatte der Zahn der Zeit überall genagt. „Hier ist ein herausragend saniertes Stück Eisenacher Geschichte zu sehen“, würdigte Oberbürgermeister Christoph Ihling bei der Einweihung am 14. November 2025. Er dankte allen Bürgerinnen und Bürgern sowie Unterstützerinnen und Unterstützern, die die aufwendige Restaurierung möglich gemacht haben – darunter maßgeblich der Förderkreis zur Erhaltung Eisenachs e.V. (FzEE) sowie die Wartburg-Sparkasse.
Im ersten Bauabschnitt wurden zunächst der Jüngling selbst sowie die Himmelspforte restauriert, und zwar in der Werkstatt vom Metallrestaurator Prof. Dipl.-Rest. Bernhard Mai in Erfurt. Restaurator und Steinmetzmeister Marc Albertoni erneuerte vor Ort das Portal. Er hatte bereits die Grabstätte „Mutter Erde“ der Familie Bock nur einige Meter weiter aufgearbeitet. „Viele Friedhofsbesucher haben schon auf die Rückkehr des Jünglings gewartet“, berichtete Nicole Lehmann, Leiterin des Fachdienstes Grünflächenmanagement. Die Bepflanzung der Anlage werde im Frühjahr folgen.
Spendenaktion kam gut an
Insgesamt kostete die Restaurierung 25.400 Euro – eine enorme Summe, die die Stadt Eisenach im laufenden Haushalt nicht hätte aufbringen können. „Dieses Beispiel zeigt, dass man mit einer gemeinsamen Aktion viel erreichen kann“, sprach Uwe Dietrich, Vorsitzender des FzEE, von der Dynamik, die die Spendenaktion entwickelt hatte. Das Grabmal Wuth sei das sechste Projekt, das der Verein in diesem Jahr habe abschließen können. Bürger und Unterstützer spendeten großartige 12.335 Euro zugunsten der Restaurierung dieser Grabstätte. Zudem hatte sich auch der Freistaat Thüringen an der Finanzierung beteiligt: Der erste Bauabschnitt wurde mit 5000 Euro und der zweite sogar mit 7000 Euro gefördert. Die Wartburg-Sparkasse gab 2500 Euro dazu.
Rund 70 Grabmale, die unter Denkmalschutz stehen oder als besonders schützenswert eingestuft wurden, verzeichnet die Eisenacher Friedhofsverwaltung. Unter Einbeziehung des Beirates „Friedhöfe der Stadt Eisenach“ – einige Mitglieder waren ebenfalls zur Einweihung gekommen – sollen in den kommenden Jahren die erhaltenswürdigsten nach und nach ebenfalls restauriert werden. Als nächstes ist die Friedhofskapelle der Familie Boyneburgk im Eisenacher Ortsteil Stedtfeld an der Reihe. Auch hierfür werden wieder Spenden gesammelt.
Seltenes Grabmal als Ausdruck großer Trauer
Das Grabmal trägt den Titel „Jüngling an der Himmelspforte“. Die Eisenacher Grabstätte ziert ein klassizistischer Giebel, den eine Sanduhr als Symbol schmückt. Das künstlerische Prunkstück der Gesamtanlage ist die einer Bronzeplastik täuschend ähnlich aussehende Galvanoplastik (sogenannte Hohlgalvanik) eines knieenden Jünglings vor einer Scheintür, die auf das ewige Reich der Toten hinweist. Mit dem trauernden nackten Jüngling symbolisiert der Künstler auf emotionale Art und Weise den Abschiedsschmerz vom Diesseits.
Das Originaldenkmal wurde vom Grazer Künstler August Rantz (1872-1960) geschaffen. Er erhielt dafür eine Goldmedaille auf der Weltausstellung in St. Louis im Jahr 1904. Auf dem Eisenacher Hauptfriedhof steht seit 1915 eine Kopie des Denkmals. Diese wurde bei der Firma WMF – vormals WMF AG, Württembergische Metallwarenfabrik – in Auftrag gegeben. Zu damaliger Zeit hatte WMF, spezialisiert auf das Verfahren der Galvanoplastik, Rechte von verschiedenen Künstlern erworben und damit die Erlaubnis erhalten, Kopien von Grabmälern in diesem Verfahren anzufertigen. Es galt aber bei WMF der Grundsatz: Jede Kopie dürfe es maximal einmal auf einem Friedhof geben. Damit sollte die Einzigartigkeit der Kunstwerke gewürdigt werden.
Nach bisherigem Kenntnisstand gibt es fünf, maximal sechs Kopien des „Jünglings an der Himmelspforte“. Das Denkmal gilt als besonderes Zeugnis der Sepulkralkultur und ziert die Grabstätte der Familie Heinrich Wuth, die zu den imposantesten der städtischen Friedhofsanlage gehört. Seit 1993 steht das Grabmal unter Denkmalschutz, seit 2008 ist die Anlage wieder in den Händen der Stadt Eisenach.




