Stadtarchiv Eisenach: Bilanz 2012 - Steigendes Interesse an lokaler Geschichte - digitale Angebote ausgebaut

Das Stadtarchiv erwies sich auch im vergangenen Jahr als die zentrale Stelle, wenn es um Fragen zur Geschichte Eisenachs ging. Ehe jedoch Auskünfte erteilt, Forschern Material zur Verfügung gestellt oder Schülerprojekte betreut werden können, müssen die Archivalien übernommen, erschlossen und konserviert werden. Dieser Aufgabe haben sich die Archiv-Mitarbeiter im Jahr 2012 gestellt.

In den Archivbestand konnten insgesamt 60 laufende Meter Akten aus der Verwaltung neu übernommen werden. Besonders wertvoll für die Zukunft sind Archivalien, die aus privater Hand dem Archiv überlassen wurden - etwa der Nachlass des früheren Innenministers und späteren Oberbürgermeisters von Eisenach, Karl Hermann, ein Teilnachlass des Eisenacher Baumeisters Gustav Stein, der u.a. das Burschenschaftsdenkmal errichtete, oder das komplette Archiv des in der Wartburgstadt bekannten Filmemachers Lutz Mittelbach. Für die Eisenacher Baugeschichte von hohem Wert ist das Archiv der Interessengemeinschaft Denkmalpflege, die sich in den 1980er Jahren besondere Verdienste bei der Sanierung historisch wertvoller Bausubstanz in Eisenach erwarb. Auch diese Sammlung kam 2012 in das Archiv.

Dass sich das Stadtarchiv gleichbleibenden Interesses erfreut, belegen die zahlreichen Anfragen zu historischen Sachverhalten, für deren Beantwortung oft langwierige Recherchen erforderlich sind. Besonderes Interesse gilt nach wie vor den früheren Standesamtsunterlagen, den Geburten-, Heirats- und Sterberegistern, die seit einiger Zeit für die familiengeschichtliche Forschung im Archiv zur Verfügung stehen. Die Geburtenregister von 1876 bis 1901, mehr als 10.000 Blatt, wurden 2012 verfilmt und digitalisiert. Zur Bestandserhaltung wurden ebenfalls die historischen Gewerberegister digitalisiert, die bis in das Jahr 1863 zurück reichen. Sie sollen 2013 im Internet für die Forschung ebenso verfügbar gemacht werden, wie ein Teil der historischen Bildmotive aus dem Archivbestand.

Die Benutzung des Stadtarchivs durch Wissenschaftler oder interessierte Bürger deutet auf ein zunehmendes Interesse an lokaler Geschichte hin. Davon zeugen auch elf Vorträge zu historischen Themen, die der Stadtarchivar Dr. Reinhold Brunner vor unterschiedlichem Publikum gehalten hat. Auf großes Interesse in Eisenachs Partnerstadt stieß die Ausstellung "Grau in grau - Stadtbild Eisenach 1989", die am 3. Oktober in Marburg eröffnet wurde.

Stets war es auch Ziel des Stadtarchivs, Geschichte wirksam im Stadtbild zu verankern. Zur Geschichte im Stadtbild gehören inzwischen auch die "Stolpersteine". Im Boden eingelassen, erinnern sie an frühere jüdische Bürger Eisenachs. Dieses Projekt wurde durch das Stadtarchiv inhaltlich ebenso begleitet wie das jährlich wiederkehrende Pogromgedenken am 9. November. Über die in Eisenach bereits verlegten Stolpersteine erschien 2012 eine Broschüre, an der das Stadtarchiv maßgeblich beteiligt war.

Die Eisenacher Automobilbautradition wird im Stadtarchiv in Form des AWE-Archivs gepflegt. Eine erhebliche Aufwertung erhielt das AWE-Archiv über die Kooperation mit dem Zentralen Wartburg-Forum und dessen Wissensdatenbank. Ein Besuch der Seite http://wiki.w311.info lohnt sich. Die Freunde und Interessierten des Eisenacher Automobilbaus können hier beispielsweise Fotos aus der Automobilbaugeschichte ansehen und historische Beiträge lesen. Diese Seite wird auch 2013 mit interessanten Fotografien und Dokumenten bestückt.

Zu den vorrangigen Aufgaben des Archivs gehörte es im vergangenen Jahr auch, das zu erhalten, was frühere Generationen der Gegenwart hinterlassen haben. Vorhandene Bilder und Dokumente werden dafür elektronisch gesichert. Etwa 20.000 Blatt wurden verfilmt, außerdem konnten 3.400 Bildvorlagen und 500 historische Plakate digitalisiert werden. Außerdem wurden ca. 500 Bildmotive und etwa 1.000 technische Zeichnungen zur Automobilbaugeschichte in Zusammenarbeit mit dem Wartburg-Forum digitalisiert.

Es muss das Ziel sein, diese Informationen weltweit für Interessierte verfügbar zu machen. Dass dafür ein Bedarf vorhanden ist, zeigen die insgesamt 16.000 Zugriffe auf das Internet-Angebot des Stadtarchivs Eisenach www.stadtarchiv-eisenach.findbuch.net.

Aber natürlich bleibt das Archiv für den Besucher "vor Ort" erhalten. Ein modern ausgestatteter Benutzerraum mit Mikrofilmlesegerät und Scanner steht dabei ebenso zur Verfügung wie ein Benutzer-PC. Dieser ermöglicht es, in den Beständen des Archivs zu recherchieren. Beste Voraussetzungen also für einen Besuch im Stadtarchiv Eisenach.