Bill Clinton in Eisenach
Dickes Lob für große Leistung
Besuch soll weitere Investoren locken
Von Alf Göhringer
Eisenach. ( tlz ) "Danke für die Leistungen" und "danke für das Willkommen". Mit diesen Worten quittierte Bill Clinton den Empfang bei den Mitarbeitern im Eisenacher Opelwerk.
Der Automobilbaubetrieb wer die erste Station des amerikanischen Präsidenten bei seinem Besuch in der Wartburgstadt - Gegen 15 Uhr landete die "Marine One" auf dem Werksgelände. Ministerpräsident Bernhard Vogel begrüßte Clinton, der von Bundeskanzler Helmut Kohl begleitet wurde. Danach startete Clinton unter Ausschluß von Presse und Fernsehen einen Rundgang durch den Automobilbaubetrieb.
In dieser Zeit warteten schon etwa 300 Opel-Mitarbeiter im Festzelt. Der Empfang war der Position des Gastes entsprechend - mit stehenden Ovationen wurden Clinton und Kohl bis aufs Podium begleitet.
Opel Eisenach habe ihm "enorm gut gefallen", bekannte der amerikanische Präsident bei der Podiumsdiskussion. Dabei gab er sich ab Kenner der Materie-. Besonders in seiner Zeit als Gouverneur habe er reichlich Betriebe von innen gesehen - leider sei die Zeit bei Opel viel zu kurz. Dennoch sei er zu dem Schluß gekommen, daß die Menschen hier mit Leib und Seele arbeiten - und deshalb auch gute Arbeit leisten.
Mit Leib und Seele dem Betrieb treu
Dem pflichtete Kanzler Kohl bei: Dieser Betrieb brauche die Konkurrenz der Japaner nicht zu fürchten. Kohl bedankte sich in aller Öffentlichkeit für das amerikanische Engagement in den neuen Ländern. Opel ist dabei das Parade-Beispiel - die größte private Einzelinvestition in den neuen Ländern.
Mehr als eine Milliarde Mark hat General Motors in das Eisenacher Werk gesteckt.
Dennoch monierte Kohl, daß die USA in den vergangenen Jahre in Großbritannien achtmal so viel wie in Deutschland investiert hatten - er wußte auch warum: Die Steuern seien hierzulande zu hoch und das werde sich ändern. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Ostdeutschland reichen industrielle Highlights wie diese nicht. "Wenn Regionen förmlich nach Investoren schreien, sind es die neuen Bundesländer", sagte Kohl. Und er vergaß vor laufenden Kameras auch nicht, die Vorteile der neuen Länder als künftigen Mittelpunkt eines neuen Europa, zu preisen. "Im Osten wohnen Leute, die gewohnt sind, hart zu arbeiten."
"Die meisten amerikanischen Investoren sind bereit, überall hinzugehen", sagte Clinton. Er jedenfalls gehe davon aus, daß sein Besuch bei Opel den Blick seiner Landsleute auf Thüringen und Deutschland richten wird.
750 000. Astra vom Band gelaufen
Opel hat mit der Einführung eines neuen Fertigungskonzeptes gezeigt, daß sich im wirtschaftlich gebeutelten Osten effektiv produzieren läßt. Das Eisenacher Modell einer "schlanken Fabrik" wird nach Angaben von Opel-Vorstandssprecher David Herman inzwischen exportiert und dient als Vorbild für fünf neue Fabriken. Vor allem in Thüringen, aber auch in Bonn wird gehofft, daß die Strahlkraft des Clinton-Besuches viele neugierig macht. Clinton gab sich optimistisch: "Ich habe das Gefühl, wenn der Bundeskanzler und ich hierher kommen, dann wird das bei uns in den USA und anderswo Interesse wecken."
Der Abschluß des Werksbesuches war gleichzeitig der Höhepunkt für viele der Eisenacher Opelaner: Der Präsident schüttelte Hände und gab Autogramme. Nur einen sah keiner: Gänzlich unbeachtet von der Politikprominenz blieb gestern der rote Astra, der im Festzelt präsentiert wurde. Das Auto war als 750 000. Opel made in Eisenach vom Band gelaufen.