In Eisenach werden erneut Stolpersteine in Erinnerung an die Vertreibung der jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt verlegt. An diesem Mittwoch, 17. September 2025, geschieht das an drei Orten: Schlossberg 10, Goethestraße 48 und Bahnhofstraße 5g. Die Idee zum dem Kunstprojekt der Stolpersteine stammt von Gunter Demnig, der in Eisenach vor Ort sein wird. Die Bevölkerung ist hierzu herzlich eingeladen. Die Verlegung beginnt um 10.30 Uhr am Schlossberg.
In der Villa Muskulus am Schlossberg 10 betrieb der damalige Landesrabbiner von Thüringen, Josef Wiesen, ein Heim für geistig beeinträchtigte Männer, das 1942 schließen musste. Die Bewohner brachte man in das jüdische Dauerheim in Berlin-Weißensee.
Mit sechs neuen Stolpersteinen wird an frühere Bewohner des Schlossbergs erinnert. Dazu gehört Albert Manasse, geboren am 24. Januar 1909 in Posen. Von ihm ist bekannt, dass er vor seiner Zeit in dem Eisenacher Heim in Berlin gelebt hat. Er wurde noch im Jahr 1942 weiter nach Sobibor deportiert und ermordet, ebenso wie Georg Dzialoszynski. Georg Dzialoszynski wurde am 16. November 1921 in Berlin geboren. In das Heim von Josef Wiesen kam er im September 1939.
Tod im Warschauer Ghetto
Ein weiterer Stolperstein erinnert an Hellmuth Galland, geboren am 21. September 1900 in Berlin. Er starb im Warschauer Ghetto. Walter Wreschner, geboren am 25. April 1898 in Berlin, lebte seit den 1920er Jahren im Heim von Josef Wiesen in Eisenach. Er wurde nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht. Ein weiterer Heimbewohner war Egon Fischer, der in die Wittenauer Heilstätten eingewiesen wurde und am 6. März 1943 im Jüdischen Krankenhaus starb. Erinnert wird mit einem Stolperstein außerdem an Heinz Hildesheimer, geboren am 24. April 1912 in Berlin. Er starb durch einen Fenstersturz am 15. September 1938.
In der Goethestraße 48 wird an Ellen Weinstein, geborene Klebe, erinnert. Sie wurde am 13. Juni 1910 geboren und war die Tochter von Marcus Max Klebe und seiner Frau Bertha. Ellen heiratete am 5. November 1934 Alexander Weinstein in Eisenach. Ihr Ehemann war gebürtiger Berliner und wohnte unter anderem in Erfurt. Ellen und ihrem Ehemann gelang 1939 die Flucht in die Vereinigten Staaten von Amerika. Im Juli 1979 verstarb Ellen Weinstein in New York.
Buch dokumentiert Schicksale
In der heutigen Bahnhofstraße 5g, im ehemaligen Viertel „Klein Venedig“, werden Stolpersteine für Familie Stern verlegt: Max Felix Stern, geboren 28. April 1903, und seine Ehefrau Franziska Stern, geborene Mansbach, geboren am 1. Oktober 1903. Beide hatte zwei Kinder: Norbert Alfred Stern, geboren am 18. April 1928 in Eisenach, und Ruth Olga Stern, geboren am 18. August 1935 in Eisenach. Max Stern betrieb mit seinem Bruder Moritz Stern zusammen mit Schwager Ferdinand Nussbaum die Viehhandlung „Stern und Nussbaum“. Die gesamte Familie konnte 1938 erfolgreich nach Palästina emigrieren. Norbert Alfred war Soldat im Palästinakrieg und fiel am 27. März 1947 in Jechiam.
Das Buch „Stolpersteine in Eisenach“ ist in einer aktuellen Auflage erschienen. Autor Dr. Reinhold Brunner wird es am Mittwoch, 17. September, um 18.30 Uhr im früheren Elektrizitätswerk (kurz E-Werk) in der Uferstraße 34 vorstellen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Das Buch kann vor Ort gegen eine Spende erworben werden. Es ist außerdem in der Buchhandlung „Leselust“ am Eisenacher Marktplatz gegen eine Spende erhältlich. Zudem hält die Stadtbibliothek Klassensätze sowie einige Exemplare zur Ausleihe bereit.
Sowohl die Verlegung der Stolpersteine als auch die Buchlesungen gehören zum Programm der ACHAVA-Festspiele 2025 in Eisenach. Mehr zum Programm gibt es hier.