MARBURGER UND EISENACHER FEIERN TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT

Mehrere Menschen sitzen im Rokokosaal.

Der Festakt zum Tag der Deutschen Einheit findet im Rokokosaal statt.

Mehrere Menschen singen die Nationalhymne.

Gemeinsam wird die Nationalhymne gesungen, am Klavier begleitet Elias Fischer.

Drei Männer und eine Frau weihen eine Bank ein.

Am Morgen des 3. Oktober weihen Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, Eisenachs Oberbürgermeister Christoph Ihling, Marburgs Stadträtin und Dezernentin Kirsten Dinnebier und Eisenachs ehrenamtlicher Beigeordneter Jonny Kraft (von links) die Bank ein, die Marburg für den Park der Städtepartner an der Stregdaer Allee gespendet hat.

Eine Frau singt das Eisenach-Lied.

Christiane Tomaske, bekannt als Tante Frieda beim Sommergewinn, singt ihr Eisenach-Lied zum Bürgerfest auf dem Markt.

Der Eisenacher Fanfarenzug tritt auf dem Markt auf.

Der Eisenacher Fanfarenzug sorgt zur Eröffnung auf dem Markt für Stimmung.

Ganz viele Menschen sind zu sehen.

Bei bestem Herbstwetter lockt das Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit zahlreiche Gäste an.

Im Rokokosaal des Eisenacher Stadtschlosses ist die Deutsche Einheit am 3. Oktober 1990 mit einem Festakt gefeiert worden. An dem historischen Ort begrüßte Eisenachs Oberbürgermeister Christoph Ihling auf den Tag genau 35 Jahre später erneut Gäste aus Marburg und Eisenach. Die Partnerschaft zwischen beiden Städten ist bereits vor dem Mauerfall geschlossen worden.

 

„Für uns in der DDR war die Städtepartnerschaft damals ein Hoffnungszeichen dafür, dass die Grenze überwunden werden kann“, sagte Steffen Schütz, Thüringer Minister für Digitales und Infrastruktur, in seiner Festrede. Er ist in Eisenach aufgewachsen und erinnerte an aufrichtige Menschen, die sich trotz drohender Repressalien ihren Mut und Humor bewahrt haben. Schütz plädierte dafür, mit den Erfahrungen der Menschen aus Ost und West gemeinsam Deutschland zu gestalten. Das sei bisher versäumt worden. Einen Beitrag für mehr Verständigung kann seiner Ansicht nach ein europäisches Jugendcamp leisten, das er gern in Eisenach im ehemaligen Bischofsitz auf dem Pflugensberg ansiedeln möchte.

 

Oberbürgermeister Ihling: „Wir wollen Brücken bauen“

Oberbürgermeister Christoph Ihling erinnerte daran, dass die Deutsche Einheit ohne den Mut der Menschen in der DDR, die sich zu Friedensgebeten in den Kirchen getroffen haben und für Freiheit und Demokratie auf die Straße gegangen sind, nicht denkbar wäre. Er zeigte sich überzeugt, dass die heutigen Herausforderungen lösbar sind, wenn die Menschen mit dem gleichen Mut und der gleichen Zuversicht wie 1989/1990 ans Werk gehen. Als Oberbürgermeister einer Stadt nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze sieht Ihling die Verantwortung, Brücken innerhalb Deutschlands und Europas zu bauen. Für ihn persönlich sei die Deutsche Einheit „ein großes Glück“ gewesen.

 

Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies nahm Bezug auf die Heilige Elisabeth, die beide Partnerstädte miteinander verbindet. Er zeigte sich überzeugt: Wenn die Eisenacher vor 800 Jahren nicht eine Witwe nach Marburg geschickt hätten, wäre die hessische Universitätsstadt heute ein Dorf. Der Oberbürgermeister gab zu, dass man im Westen mehr vom Mut und der Entschlossenheit der Menschen im Osten hätte lernen können, die sich großer Risiken ausgesetzt haben, als sie für Freiheit auf die Straße gegangen sind. Freiheit werde im Westen noch allzu oft mit Wohlstand gleichgesetzt. Dabei seien Solidarität, Unterstützung, Freundschaften und Miteinander wichtiger.

 

Vom ersten Westgeld einen Pelikan-Füller gekauft

Von einer Brieffreundschaft mit einer Marburgerin erzählte Heike Apel-Spengler, Vorsitzende des Vereins Eisenacher Städtepartnerschaften und als ehrenamtliche Beigeordnete zuständig für Städtepartnerschaften. Die Freundschaft dauere bis heute an. Und der Pelikan-Füller, den sie sich von ihrem ersten Westgeld gekauft habe, werde auch in Ehren gehalten. Apel-Spengler nannte mehrere Beispiele für die lebendige Städtepartnerschaft: So haben die Eisenacher den Kulturherbst aus Marburg übernommen und erhalten bis heute Unterstützung aus Hessen für die Organisation. Die Sommergewinnszunft Eisenach und die Oberstadtgemeinde Marburg pflegen enge Kontakte, und auch die Seniorenbeiräte beider Städte treffen sich regelmäßig.

 

Bundesstaatssekretär Hirte: „Im Westen gibt es größere Unterschiede“

Als weiterer Gastredner beim Festakt im Rokokosaal ist Christian Hirte, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, begrüßt worden. Er erinnerte daran, dass es verschiedene Voraussetzungen „für das Wunder der Deutschen Einheit“ gegeben hat: die Mutigen in der DDR, aber auch nationale und internationale Konstellationen. Er wolle nicht alles schönreden, und Deutschland stehe vor großen Herausforderungen, aber die Unterschiede zwischen Ost und West seien für ihn kleiner, als die Unterschiede innerhalb des Westens. Marburg und Eisenach seien Beispiele dafür, wie sich Städte sehr gut entwickeln, während Städte im Ruhrgebiet oder Saarland abgehängt seien.

 

Der Wartburg wird zwar nicht mehr gebaut, aber das Auto made in Eisenach hat inzwischen schon wieder solchen Kultstatus, dass Leute bereit sind, lange auf einen solchen Oldtimer zu warten und viel Geld auszugeben. Darauf machten Hermine (Heike Apel-Spengler) und Schorsch (Torsten Daut), die beiden Originale vom Sommergewinn, aufmerksam. Sie ließen „35 Jahre Deutsche Einheit“ in Stiegker Mundart kurzweilig Revue passieren.

 

Großen Applaus erhielt Elias Fischer für die musikalische Gestaltung des Festakts. Er begleitete auch am Klavier, als alle gemeinsam die Nationalhymne gesungen haben. Besonders gut ist bei den Gästen angekommen, dass sie ein Tütchen mit Samen mit nach Hause nehmen konnten. Diesen hatte der Kleingartenverein „Sonnenschein“ auf seiner Wildblumenwiese eingesammelt. „Möge der Samen der Freundschaft aufgehen“, wünschte sich Christoph Ihling.

 

Großes Bürgerfest auf dem Markt

Im Anschluss wurde das große Bürgerfest auf dem Marktplatz eröffnet. Hunderte Gäste hatten sich gleich zu Beginn eingefunden, als der Eisenacher Fanfarenzug für Stimmung sorgte. Sie erlebten bei bestem Herbstwetter ein buntes Bühnenprogramm. Dazu gab es zahlreiche Stände zum Mitmachen und für Informationen. Hüpfburg und Karussell begeisterten die Kinder. Für das kulinarische Wohl war gesorgt. Bratwürste mussten sogar nachgeordert werden. Höhepunkt des Bürgerfestes war die Aktion: “Deutschland singt”. Gemeinsam mit zwei Chören haben die Besucherinnen und Besucher verschiedene Lieder gesungen.

 

Eisenachs Oberbürgermeister dankte allen, die sich an der Organisation beteiligt haben, rund 40 Vereine, Einrichtungen und Institutionen: ein Fest der Bürger für die Bürger.

 

Weitere Fotos vom Bürgerfest gibt es hier.