SANIERUNG LÖBERSBACH: BAUSTELLE GEHT IN DIE WINTERPAUSE

Ein Bauarbeiter mit Helm steht in einem Gewölbe. Links von ihm sind viele Leitungen an der Wand entlang verlegt.

Patrick Windmüller leitet als Vorarbeiter die Arbeiten unter Tage an.

Links vorn im Bild eine Warnbaake mit Leuchte; dahinter eine Straße, die durch einen Bauzaun abgesperrt ist.

Über Tage sieht die Baustelle unscheinbar aus.

Zwei Männern in Warnwesten und mit Helm hocken in einem Gewölbe.

Bauleiter Alfred Geers (links) und Klaus-Peter Michaels zeigen die zweite Schadstelle.

Ein Mann mit Wathose steht in einem unterirdischen Bachlauf. Das Wasser reicht ihm fast bis zum Bauch. Mit einem Zollstock misst er die Tiefe des Wassers. Er trägt einen Helm.

Rückblick: Im Rahmen der Schadensaufnahme vermisst Bauleiter Alfred Geers, wie tief sich der Löbersbach unter die Sohle des Gewölbes gegraben hat. © Geologisches Ingenieurbüro Andreas Benthin/Andreas Benthin

Ein großes Loch im Asphalt, es ist ziemlich tief.

Schadstelle vom Juni 2024

Die Sanierungsarbeiten am unterirdischen Lauf des Löbersbachs in Eisenach wurden seit April 2025 fortgeführt. Nun steht Eisenachs unscheinbarste Großbaustelle vor der Winterpause. Die in der Johannisstraße gesperrten Verkehrsflächen wurden freigegeben und können uneingeschränkt genutzt werden. Die Kreuzung Johannisstraße/Löberstraße bleibt aber weiterhin gesperrt. 

 

Bislang wurden 65 Meter saniert und mehr als 256 Tonnen Material aus dem Gewölbe nach oben befördert. Alle Arbeiten erfolgen überwiegend in Handarbeit. Ziel der Maßnahmen ist die Stabilisierung des Gewölbes und die Erweiterung der Sohle, um das Fassungsvermögen des Löbersbachs im Bereich Karlsplatz zu vergrößern. Der derzeitige Querschnitt ist aktuell nicht ausreichend, um ein HQ100-Ereignis (Hochwasserabfluss mit einer statistischen Wiederkehrperiode von 100 Jahren) zu bewältigen.

 

Arbeiten im Pilgerschrittverfahren

Dabei arbeiten die Bergleute im sogenannten Pilgerschrittverfahren, um ein Einsturzrisiko des Gewölbes zu minimieren. Material wird in Eimern auf schmalen Holzwagen gesammelt, zur Teufe (Zustiegsschacht) gezogen, in den Förderkorb umgefüllt und über den Förderturm nach oben transportiert. Mittels eines Förderbandes und per Radlader wird der Aushub dann auf Container verteilt. Witterungsbedingt kam es immer wieder zu Arbeitsunterbrechungen: Oberflächenwasser aus der Drachenschlucht, dem Mariental und dem Johannistal führt bei Regen zu starken Zuflüssen. Bis Ende Oktober gingen so etwa 16 Wochen Arbeitszeit verloren. Die Überschwemmungen konzentrierten sich dabei auf die Monate Januar bis März.

 

Die statisch relevanten Sicherungsarbeiten sind inzwischen abgeschlossen, aus diesem Grund wird nun eine Winterpause bis voraussichtlich März 2026 angesetzt, um im Anschluss die Arbeiten an der Sohle fortzuführen. Dies ist wirtschaftlicher, als regelmäßig den gesicherten Abschnitt leerpumpen und reinigen zu müssen – zumal teilweise noch Abwasser in den Löbersbach eingeleitet wird. Im Frühjahr 2025 reichte eine sogenannte Freispiegelleitung zuzüglich von rund 400 Kubikmetern pro Stunde Pumpleistung nicht aus, um durchgängig arbeiten zu können. Für die Winterpause wird die Baustelle daher auf ein Minimum reduziert. 

 

Straßeneinbruch machte Gefahrenabwehr nötig

Nach einem Straßeneinbruch Ende Juni 2024 vor dem Kaufhaus Schwager wurden die Arbeiten als Maßnahme der Gefahrenabwehr beschleunigt auf den Weg gebracht. Bei den Erkundungen fanden die Fachleute Stellen mit erheblicher Unterspülung bis zu 80 Zentimeter Tiefe. An einer zweiten Schadstelle wies das Bachbett sogar seitliche Ausspülungen von über 1,5 Meter auf, resultierend in einer Hohllage bis zu 4,30 Metern Breite unter der Sohle. Ursprünglich war die Sohle an dieser Stelle etwa zwei Meter breit. Nach derzeitiger Einschätzung sind weitere Sanierungsabschnitte des unterirdischen Bachlaufs erforderlich. Gespräche mit Fördermittelgebern sowie die Haushaltsverhandlungen zur Finanzierung laufen aktuell.

 

Öffentlichkeitsarbeit und Sicherheit

Zur Information und zur Förderung des Verständnisses in der Bevölkerung lud das Bergbauunternehmen TS Bau Jena in der Vergangenheit angrenzende Einzelhändler zu einem Tag der offenen Tür unter Tage ein. Auch die Feuerwehr nutzte die Gelegenheit, das Gewölbe als mögliches Einsatzszenario zu besichtigen. Zudem wurde ein Baustellen-Büro eingerichtet, um den beanspruchten Platz zu reduzieren und die von den Bauarbeiten betroffenen Geschäfte sichtbarer zu machen.

 

Chronologie der Baustelle

 

  • Tagesbruch am 28. Juni 2024

     

  • Planung bis November 2024

     

  • Errichten der Teufe (Zustiegsschacht) im November und Dezember 2024

     

  • Öffnen des Löbersbachs im Februar 2025

     

  • Feststellen der zweiten Schadstelle 2025 (Erweiterung der Maßnahme von 20 auf 65 Meter Sanierungslänge)

     

  • Statische Sanierung der Sohle März bis Dezember 2025

     

  • 324 Tonnen Aushub gesamt, davon 256 Tonnen Material unter Tage von Hand gefördert

     

  • 67 Meter Profilstahl Heb 100 verbaut (für das Stahlgerüst als Abstützung der Teufe)

     

  • 8 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut

     

  • 40 Tonnen Beton eingebaut

     

  • 105 Quadratmeter Spritzbeton verarbeitet

     

  • 14.800 Stunden Pumpbetrieb mit bis zu 400 Kubikmeter pro Stunde Pumpleistung