Die Stadt Eisenach hat den 5. Internationalen Bach-Kompositionspreis 2025 an den deutsch‑polnischen Komponisten Martin Sadowski (Jahrgang 1981) verliehen. Die Jury zeichnete sein Orchesterwerk „arche/íon“ (2025) als herausragendes Werk unter 38 Einsendungen aus 16 Ländern aus. Das Preisgeld beträgt 4.000 Euro. Das Preisträgerkonzert mit der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach findet am 6. November 2026 im Landestheater Eisenach statt.
Die unabhängige Jury tagte am 9. Dezember in der Stadtverwaltung und begründete ihre einstimmige Entscheidung damit, dass „arche/íon“ eine eindringliche klangliche Sprache mit präziser formaler Gestaltung verbindet. Das Werk zeichne sich durch innovative Orchestrierung, expressive Dramaturgie sowie den gezielten Einsatz moderner Spieltechniken und Mikrotonalität aus, die stets dem klanglichen Ergebnis untergeordnet blieben. Der Titel könne als Spannungsverhältnis zwischen Struktur/Beständigkeit (Arche) und Dynamik/Fluss (Ion) gelesen werden.
Zur Jury gehören die Dresdner Komponistin Annette Schlünz (Vorsitz), die Berliner Musikwissenschaftlerin Eva‑Maria Tiago de Oliveira Pinto und der estnische Komponist Juri Reinvere (Echo Klassik‑Preisträger 2025).
Martin Sadowski, der in Darmstadt lebt und zuvor Konzertgitarre in Darmstadt sowie Komposition in Stuttgart und Düsseldorf studierte, zeigte sich hocherfreut: „Der Gewinn des 5. Eisenacher Bach-Kompositionspreises erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit, bestärkt mich in meiner künstlerischen Arbeit und motiviert mich für künftige Projekte. Im philosophischen Kontext bezeichnet Archē in der Antike den Urgrund aller Dinge. Ion ist ein elektrisch geladenes Atom oder Molekül und der ionische Modus ist die siebte Kirchentonart, identisch mit der modernen Dur‑Tonleiter. Archeion wiederum ist der griechische Ursprung des deutschen Wortes ‚Archiv‘. Die oben erwähnten Begriffe ermöglichen mir einen neuen Blick auf Bachs Werk und dadurch einen spielerischen Umgang mit seinem Tonmaterial, ohne direkte Zitate, aber dafür mit einigen versteckten Allusionen.“
Oberbürgermeister Christoph Ihling betonte den modernen Bezug des Preises: „Bach ist bei uns kein Säulenheiliger auf hohem Sockel, an den man nicht rankommt, sondern ein wichtiger Impulsgeber für die Auseinandersetzung mit unserer Zeit. An dieser Stelle gratuliere ich herzlich dem Preisträger Martin Sadowski und danke dem Goethe‑Institut für die erneut fruchtbare Unterstützung.“
Auf der Shortlist der von der Jury besonders hervorgehobenen Werke standen außerdem:
- „Die Theorie des Himmels“ von Henrik Ajax (geb. 1980, Schweden; lebt in München)
- „103“ von Florijan Lörnitzo (geb. 1992, Österreich)
- „waltz on rails“ von David Moliner (geb. 1991, Spanien)
- „Sarabande“ von Sebastian Molina Villarroel (geb. 1993, Chile; lebt in Leipzig)
Die Jury bedauerte, dass keine Komponistin ein Werk eingereicht hatte, und hob zugleich die große internationale Beteiligung hervor. Die Ausschreibung wurde von der Stadt Eisenach in Zusammenarbeit mit dem Goethe‑Institut weltweit durchgeführt.

