Bereits zum dritten Mal fand in der vergangenen Woche das Wartburg-Fest der Demokratie in Eisenach statt. Vom 13. bis 19. Oktober 2025 versammelten sich 25 internationale Studentinnen und Studenten aus 18 Ländern in der Wartburgstadt, um zu diskutieren, sich zu vernetzen und in professionellen Workshops das diesjährige Thema Wahlgerechtigkeit zu ergründen. Zentral war dabei auch der Austausch über demokratische Erfahrungen in den jeweiligen Heimatländern. Mit der „Wartburg-Erklärung zur Zukunft der Demokratie“ wurde eine gemeinsame Deklaration zum selbst gewählten Thema Wahlgerechtigkeit ausgearbeitet. Sie soll zur Sensibilisierung und Stärkung des demokratischen Engagements beitragen.
Das Wartburg-Fest der Demokratie ist ein Kooperationsprojekt der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte (GEDG), der Wartburg-Stiftung, der Stadt Eisenach, der Friedrich-Schiller- Universität Jena und der Bauhaus-Universität Weimar. „Unser Format Wartburg-Fest der Demokratie soll dazu beitragen, die demokratische Erinnerungskultur zu stärken und eine lebendige wie kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Gegenwart der Demokratie zu fördern“, betont Dr. Christian Faludi, Leiter der GEDG.
Die Studentinnen und Studenten tagten in den Räumlichkeiten der Stadtverwaltung und wurden von einem Team der GEDG betreut. Das Erkunden der Stadt mit ihren vielfältigen kulturellen Angeboten gehörte ebenfalls zum Programm der Festwoche, die viele Eindrücke bot und sicher noch lange nachwirken wird. „Ziel ist auch, die Aktivitäten der Studierenden mit der Region zu verbinden, Begegnungen in Eisenach zu ermöglichen und Erfahrungen zu schaffen, die bleiben. Auf diesem gegenseitigen Kennenlernen baut die erfolgreiche Zukunft des Projekts auf“, so Faludi.
Herausforderungen moderner Demokratien im Zeitalter der ökologischen Krise
Am 14. Oktober fand ein öffentlicher Festakt im Festsaal des Wartburgpalas statt. Die renommierte Historikerin Prof. Dr. Hedwig Richter von der Universität der Bundeswehr in München referierte zum Thema Demokratie und Ökologie. Sie verknüpfte die Geschichte des Wartburgfestes von 1817 mit den zentralen Herausforderungen moderner Demokratien im Zeitalter der ökologischen Krise. Vor den versammelten Gästen betonte sie, dass wesentliche Geisteshaltungen, die für die Demokratisierung in Deutschland relevant waren, auch für die Lösung der ökologischen Krise von zentraler Bedeutung seien: Der Glaube an den Fortschritt etwa, dass die Welt besser werden könne, der Glaube an Gleichheit und Freiheit für alle, der impliziert, dass alle Menschen ein Recht haben, gut zu leben.
Den abschließenden Höhepunkt der Festwoche bildete die gemeinsame Wanderung auf die Wartburg am 18. Oktober 2025, dem 208. Jahrestag des Wartburgfestes von 1817. Beim Treffen auf dem Eisenacher Marktplatz begrüßte Oberbürgermeister Christoph Ihling die Gruppe, die durch Studentinnen und Studenten der Bauhaus-Universität Weimar und interessierte Bürgerinnen und Bürgern bereichert wurde. Der Oberbürgermeister resümiert: „Das Student Forum on Future Democracy beweist, dass die Wartburg als authentischer Ort deutscher Demokratiegeschichte international Strahlkraft besitzt. Die jungen Studentinnen und Studenten werden in ihrer Überzeugung gefestigt und nehmen wertvolle Impulse in ihre Heimatländer mit. Wir als Stadt unterstützen das Format auch in Zukunft.“
Kontakt mit der Eisenacher Zivilgesellschaft
So wie schon die Festteilnehmer von 1817 zog auch die Gruppe nun zu Fuß auf die Burg, was Spielraum für anregende Gespräche und Kontakt mit der Eisenacher Zivilgesellschaft bot. Im Festsaal der Wartburg stellten sich die Studentinnen und Studenten des Forums vor und präsentierten die gemeinsam ausgearbeitete Deklaration. Schließlich bestand noch die Möglichkeit, die vielfältige Geschichte des UNESCO-Weltkulturerbes kennenzulernen und am authentischen Ort mehr über das ambivalente Wartburgfest von 1817 zu erfahren. „Trotz aller Zweischneidigkeit des Ereignisses waren die Studierenden 1817 offen für ein höchstes Gut eingetreten, ein Zeichen ethischen Handelns, das hier an diesem Ort in den Mittelpunkt rückt und innerhalb der Weltgeschichte vorbildlich wurde“, würdigt Prof. Dr. Martin Eberle, Direktor der Wartburg-Stiftung und Burghauptmann der Wartburg, das Fest von 1817.
Das Wartburg-Fest der Demokratie wird auch in den kommenden Jahren fortgesetzt. Sowohl die zweijährige wissenschaftliche Tagung als auch die öffentliche Festveranstaltung und die Wanderung auf die Wartburg sollen im gewohnten Rahmen stattfinden. Das Student Forum on Future Democracy wird ebenfalls fortgeführt werden, mit dem Ziel, die Zahl der Teilnehmenden von Jahr zu Jahr zu erhöhen und den transnationalen Austausch zu intensivieren. Die während des Forums erarbeitete Deklaration wird in den kommenden Wochen online veröffentlicht und ist dann auf der Website der GEDG zu finden. Darüber hinaus kann sie als Booklet bei der GEDG bestellt werden.
Das Wartburg-Fest der Demokratie wird gefördert vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, der Ernst-Abbe- Stiftung, der Sparkassen-Stiftung der Wartburg-Region und der Partnerschaft für Demokratie Eisenach und Wutha-Farnroda.