Der NSU. Das Trauma eines Landes

Jahresprojekt für Courage und Demokratie in Eisenach

Die rechtsextreme Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) ermordete zwischen 2000 und 2007 neun Menschen mit Migrationshintergrund und eine Polizistin. Weiter verübten sie 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle. Für ihre Taten konnten sie auf ein weit verzweigtes Unterstützernetzwerk zurückgreifen, in dem sich neben Funktionären rechtsextremer Parteien auch V-Personen des Verfassungsschutzes befanden.

 

Am 4. November 2011 fand der NSU mit der Selbsttötung von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Eisenach sein Ende. Erst danach wurde die Existenz der Terrorgruppe überhaupt entdeckt. Bis heute sitzt der Schock über das beispiellose Versagen der Behörden, über das Ausmaß der Taten und des Netzwerkes des Trios tief in unserer Gesellschaft.

 

Im Rahmen des Kooperationsprojektes „Das Trauma eines Landes: der NSU. Jahresprojekt für Courage und Demokratie in Eisenach“ wurden wichtige Fragen zum NSU-Komplex und zu rechtsextremistischen Erscheinungsformen gestellt. Zudem fanden in Eisenach und Umgebung Ausstellungen, Theateraufführungen, Podiumsgespräche, Filme und Buchvorstellungen statt.

 

Das Jahresprojekt wurde als Kooperation der Stadt Eisenach mit dem Landestheater Eisenach, dem Theater am Markt TAM, dem Kunstpavillon Eisenach, der Lokalen „Partnerschaft für Demokratie“ Eisenach und Wutha-Farnroda, dem DGB, der Antifaschistischen Linken Eisenach, dem Bündnis gegen Rechtsextremismus Eisenach, dem Jugendbüro RosaLuxx sowie der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen.

Eisenacher NSU-Projekt beim Thüringer Demokratiepreis ausgezeichnet

Den 2. Platz erhielt das Jahresprojekt „Der NSU. Das Trauma eines Landes“ bei der Verleihung des Thüringer Demokratiepreises. Die Stadt Eisenach nahm die Auszeichnung stellvertretend entgegen. Im November 2021 war es zehn Jahre her, dass die NSU-Terrorgruppe durch die Selbsttötung von zwei Mitgliedern in Eisenach beendet wurde. Die Preisträger wurden am Montagabend, 29. November 2021, in einer Online-Veranstaltung geehrt. Der Thüringer Demokratiepreis wurde zum achten Mal verliehen. Der 2. Preis ist mit 2000 Euro dotiert.

 

Oberbürgermeisterin Katja Wolf dankte für diese große Ehre. „Der unrühmliche Jahrestag des Endes des NSU war Anlass für das gemeinsame Projekt. Auch in Eisenach verbreiten Rechtsextreme ihre Ideologie und wollen diese gesellschaftsfähig machen. Demokratische Parteien, Vereine und die Bürgerschaft müssen sich zusammentun und sich klar dagegen positionieren“, sagte die Oberbürgermeisterin. Seit Herbst 2020 haben zahlreiche lokale und überregionale Kooperationspartner*innen im Rahmen dieses Projektes Ausstellungen, Theateraufführungen, Gesprächsrunden und Workshops organisiert.

 

Seit Frühjahr 2021 fanden folgende Projekte statt:

 

  • Fotoausstellung von Paula Markert „Eine Reise durch Deutschland. Die Mordserie des NSU“ im ehemaligen DB-Reisezentrum im Bahnhof, verbunden mit einem Fotoworkshop zu „Identität“ / „Heimat" / „Zuhause“ (Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen)
  • Gemeinsames Theaterprojekt vom Theater am Markt und dem Landestheater Eisenach „Weißes Mäuschen – warme Pistole“ (bedingt durch den Lockdown digital umgesetzt, der Theaterfilm steht für Projekte in Schulen und für den Unterricht ab Klasse 10 zur Verfügung)
  • Veranstaltungen mit MdL Katharina König Preuss und mit der Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen "Ezra" (Jugendbüro RosaLuxx und Antifaschistische Linke)
  • Bühne für Menschenrechte öffentliche Aufführung der "NSU-Monologe" auf dem Nordplatz in Eisenach (DGB Wartburgkreis)
  • Workshop „Jungen stark machen gegen Hass und Gewalt“ (Bündnis gegen Rechtsextremismus Eisenach)
  • Satellitenausstellung „Offener Prozess“ im Stadtschloss von „ Kein Schlussstrich!“
  • Demonstration am 4. November 2021 im Eisenacher Ortsteil Stregda und Gesprächsrunde der Fraktion Die Linke des Thüringer Landtags mit Semiya Şimşek-Demirtas, Tochter von Enver Simsek (erstes Opfer des NSU)
  • Aufführung von „Altar der Rache“ auf dem Theaterplatz als Teil der Theaterinszenierung „Manifest(o)“

 

 

Hintergrund Der Thüringer Demokratiepreis wird seit dem Jahr 2013 verliehen. Er wurde geschaffen, um langfristigen Einsatz und innovative Arbeit für Demokratie anzuerkennen. Eine Jury hat aus 34 nominierten Projekten, Initiativen und Einzelpersonen die diesjährigen Preisträger*innen ausgewählt. Der Thüringer Demokratiepreis ist Teil des Landesprogramms für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit. Es werden drei Hauptpreise und sechs Anerkennungspreise verliehen. Die Auszeichnungen sind mit insgesamt 9000 Euro dotiert.

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