Bill Clinton in Eisenach
Clinton in Eisenach begeistert gefeiert
US-Präsident Bill Clinton von zehntausend Bürgern herzlich empfangen
Von Ulricke Bischoff
"Jetzt habe Ich eine Vorstellung davon, warum Martin Luther Eisenach seine geliebte Stadt nannte".
Nicht nur mit dieser Aussage fand US-Präsident Bill Clinton gestern den Weg in die Herzen seiner rund 10 000 Zuschauer auf dem Marktplatz der Wartburgstadt. Auch die Anerkennung für den Mut und die Leistungen der Menschen im Osten brachten dem Präsidenten viel Jubel ein.
Er wisse, so Clinton, daß die Vergangenheit für die Menschen hier nicht einfach gewesen sei. Doch dürfe man auch nicht vergessen, wieviel bei dem Versuch, Träume wahr werden zu lassen, bereits erreicht worden sei. Ein Beispiel dafür hatte Clinton kurz zuvor bei dem Besuch des Eisenacher Opelwerkes gesehen - die bislang größte Investition der Amerikaner in die neuen Bundesländer, auf die er sehr stolz sei.
Die Chancen der Wiedervereinigung und des Zusammenwachsens Europas war das zentrale Thema der Präsidentenrede. Denn wer, so fragte Clinton, hätte noch vor wenigen Jahren daran geglaubt, daß hier eines Tages der amerikanische Präsident zusammen mit dem deutschen Bundeskanzler stehen würde?
So wie Eisenach in der Mitte Deutschlands liegt, stellt Clinton das gemeinsame Streben nach Demokratie, Wohlstand und Frieden in den Mittelpunkt des 21. Jahrhunderts. Das Licht der Freiheit, so wünschte er, solle wie an diesem sonnigen Tag weiterhin für Deutschland und den Kontinent scheinen.
Bundeskanzler Helmut Kohl, der mit weit weniger Begeisterung begrüßt worden war, unterstrich noch einmal den "freundschaftlichen Geist, der aus jedem dieser Worte sprach". Gemeinsam mit den amerikanischen freunden einen Beitrag für Frieden und Wohlstand zu leisten, faßte er als Botschaft dieses Tages zusammen. Kohl nannte es weiter ein "Geschenk der Geschichte", daß Eisenach nun nicht mehr jenseits der Grenze liege. Heute sei Eisenach eine Stadt, in der sich Gegenwart und Zukunft zeigen
Auf die "unseeligste Grenze" ging auch Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel ein, der daran erinnerte, daß die Thüringer nicht traurig waren, als die Amerikaner im Frühjahr 1945 kamen. Trauer habe vielmehr geherrscht, als sie gingen. Als einen der heißesten Punkte im kalten Krieg nannte Vogel den ehemaligen Grenzpunkt Point Alpha. Heute sei das Grenzmuseum ein "Sinnbild der jahrzehntelangen Freundschaft mit den Amerikanern und den Einsatz für Frieden und Freiheit in Europa". Als Garant für diese Werte hieß Bill Clinton Thüringen herzlich willkommen