Saniertes Stück Stadtmauer in der Schillerstraße erhielt dank Geschichtsverein Tafeln mit Erläuterungen

Die Eisenacher Stadtmauer wird nun auch öffentlich gewürdigt. Der Eisenacher Geschichtsverein brachte heute (8. Juni) am zuletzt sanierten Mauerstück zwischen Nicolaistraße und Schillerstraße zwei Tafeln mit entsprechenden Erläuterungen an. Oberbürgermeister Matthias Doht freute sich über das Engagement des Vereins.

Das Stück der einstigen Stadtmauer nahe des Karlsplatzes hat eine Länge von rund 100 Metern und ist durchschnittlich zwei Meter dick sowie bis zu zwei Meter hoch. Die Mauer war ursprünglich bis zu acht Meter hoch. Der Verlauf zwischen Nicolai- und Schillerstraße entspricht im Wesentlichen dem mittelalterlichen Verlauf der Stadtmauer.
Eine Besonderheit in dem Bereich bildet ein kleiner Gewölberaum auf dem Grundstück Goethestraße 46, der - bezogen auf die noch verbliebenen Stadtmauerreste in Eisenach - einzigartig ist.

Schadhaft waren an diesem Bauwerk vor allem die noch vorhandenen mittelalterlichen Kernbestände. Erkennbar wurde dies in desolaten Mauerkronen, starken Ausbrüchen und fehlenden oder stark beschädigten Verfugungen. Die Stadtmauer war einst überwiegend aus dem in der Region um Eisenach vorkommenden Wartburgkonglomerat (Oberrotliegendes, Eisenachschichten) errichtet worden. Dieses Gestein wurde auch bei der Sanierung verwendet.

Die denkmalgerechte Sanierung der Stadtmauer erfolgte in zwei Abschnitten. Der erste begann im Herbst 2007 und dauerte bis Sommer 2008. Danach folgte der zweite Abschnitt, der im Sommer 2009 abgeschlossen werden konnte.
Die Gesamtkosten für die Sanierung dieses Stücks lagen bei rund 388.0000 Euro. Das Vorhaben wurde gefördert von der Städtebauförderung im Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz". Dazu kamen Mittel aus dem Landesprogramm für strukturwirksame städtebauliche Maßnahmen sowie Mittel vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Der Eigenanteil der Stadt betrug rund 63.000 Euro.

Weitere Reste der historischen Stadtmauer müssen ebenfalls saniert werden. Ob und wann dies möglich ist, hängt allerdings von der finanziellen Lage der Stadt ab.

Die Eisenacher Stadtmauer wurde vermutlich im 12. Jahrhundert angelegt. Im 19. Jahrhundert wurde sie größtenteils geschleift - die Industrialisierung veränderte das bis dahin noch mittelalterlich anmutende Eisenach grundlegend. (1837: 9000 Einwohner, 1900: 31.000 Einwohner). Die Mauer mußte für neue Wohngebiete, Straßen und Fabriken weichen.
Seit den 1970er Jahren stehen die Reste der Stadtmauer unter Denkmalschutz. Erhaltene Teile finden sich in der Domstraße, entlang des Alten Friedhofs, Am Hellgrevenhof, Am Annenstift, Hinter der Mauer, in der Grimmelgasse und im Bereich Schillerstraße
Als einziges Tor aus der Stadtmauer ist bis heute das Nicolaitor erhalten. Doch auch der Storchenturm (ein alter Wach- und Gefängnisturm), der Glockenturm in der Domstraße und der Aufstiegsturm im Goethegarten sind Teile der ehemaligen Stadtmauer.


Pressemitteilung des Eisenacher Geschichtsvereins: 

 

Ermöglicht durch großzügige Unterstützung eines Sponsors, hat der Eisenacher Geschichtsverein im Februar 2007 damit begonnen, an historisch wertvollen Gebäuden und Objekten Tafeln anzubringen, die sowohl dem Einheimischen wie auch dem Stadtgast Informationen zur Geschichte des Gebäudes liefern. In klarer und übersichtlicher Form kann sich der Betrachter über die erste urkundliche Erwähnung, die Bauzeit, Termine baulicher Veränderungen, die Baumeister oder Bauherren oder über berühmte Gäste im Gebäude informieren. Inzwischen sind 15 Objekte in der Stadt mit einer solchen Tafel versehen.
Nun kommt eine weitere Tafel hinzu. An der Stadtmauer zwischen Schiller- und Nikolaistraße wird am 8. Juni eine Tafel enthüllt, die es dem Betrachter ermöglicht, sich über den Bau der Stadtmauer zu informieren. Dieses Relikt uralter Eisenacher Geschichte soll damit noch mehr in das Interesse der Einheimischen und Besucher gerückt werden.
Der Text wurde mit Unterstützung des Restaurators dieses Teils der Stadtmauer, Stephan Scheidemann, von Dr. Reinhold Brunner in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt entworfen. Die Eisenacher Gravieranstalt Walther besorgte die technische Umsetzung, und die Kosten für beiden Tafel in einer Gesamthöhe von 1200 Euro brachte der Eisenacher Geschichtsverein auf.