BARRIEREFREI DURCH DIE INNENSTADT: STADTVERWALTUNG MACHT DEN PRAXIS-TEST

Ein Mann im Anzug sitzt in einem Rollstuhl und zieht einen Schmollmund. Rechts im Bild ist ein Zaun, links von dem Mann parken Autos. Er kommt nicht durch.

Bürgermeister Christoph Ihling bleibt an einer Engstelle stecken. Zwischen Parkplatz und Zaun ist kein Durchkommen.

Nahaufnahme eines Rollstuhles: Das kleine Rad vorne bleibt an einer Kante hängen.

Selbst rollstuhlgerechte Gehsteigkanten sind nur mit Kraftanstrengung zu bewältigen.

Ein Mann schiebt einen anderen Mann, der in einem Rollstuhl sitzt. Dahinter fährt eine ältere Dame einen E-Scooter.

Der Sachbearbeiter Straßenverkehr Tino Meyer probiert einen Rollstuhl aus. Im Hintergrund testet die Seniorenbeauftragte Erika Hermanns einen E-Scooter.

Blick auf den Hinterkopf einer Frau, die in einem Scouter sitzt. Vor ihr liegt das Nikolaitor.

Auf dem Weg zum Karlsplatz: Der Scouter steuert am sichersten durch die Stadt, benötigt aber auch am meisten Platz.

Ein Mann im Rollstuhl lächelt. Hinter ihm sind zwei weitere Rollstühle zu sehen.

Steffen Lößner führt die Gruppe an. Er kennt die Tücken aus alltäglicher Erfahrung.

Wie fühlt sich ein Mensch mit Behinderung auf seinem Weg durch die Stadt? Nach dem Motto „Selbsterfahrung ist die beste Erfahrung“ probierten sich am vergangenen Donnerstag, 28. April, Oberbürgermeisterin Katja Wolf, Bürgermeister Christoph Ihling und einige Beschäftigte der Stadtverwaltung Eisenach aus. In Rollstühlen, E-Rollstühlen, einem E-Scooter und mit einem Rollator bewältigten Sie die Strecke von der Werkstatt der Diako Thüringen gem. GmbH in der Altstadtstraße bis in die Goldschmiedenstraße. Der Praxis-Test zeigte: Es gibt etliche Tücken, mit denen ein nicht mobilitätseingeschränkter Mensch nicht gerechnet hätte.

 

Allen voran fuhr Steffen Lößner. Der Klient der Diako Thüringen hatte das Thema ins Gespräch gebracht, als kürzlich sein Rollstuhl kaputtgegangen war, weil auf dem Gehsteig etwas im Weg gestanden hatte. Wohngruppenleiter Sascha Bertram trug den Vorfall an die Stadtverwaltung heran. Daraufhin ergriff Ronny Hepp, stellvertretender Beauftragte für Menschen mit Behinderung, die Initiative und lud zum Spaziergang „Barrierefrei durch die Innenstadt“ ein. Die Firma Sanitätshaus und Orthopädie-Technik Schindewolf und Schneider stellte für den Praxis-Test die Fahrzeuge bereit.

 

Prioritäten neu überdenken

„Es ist wichtig, das Thema Barrierefreiheit mit den Augen der Menschen zu sehen, um die es geht“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Wolf. Es sei an der Zeit, die Priorität der Maßnahmen, die für mobilitätseingeschränkte Menschen wichtig sind, neu zu überdenken. Was das konkret bedeuten könnte, erfuhr Bürgermeister Christoph Ihling am eigenen Leib. Am Hauptbahnhof sah er sich plötzlich einer Engstelle gegenüber, die ihn zum Umkehren zwang. Mit dem Rollstuhl war kein Durchkommen auf dem schmalen Gehsteig zwischen Parkplatz und Straße.

 

Steigungen, Bordsteine, Aufsteller, die den Weg versperren – diesen Herausforderungen sahen sich die Teilnehmenden gegenüber. Aber auch überraschende Erkenntnisse waren dabei: Etwa, dass Rollstühle unweigerlich in eine Richtung abdriften, weil Gehsteige mit einer Neigung gebaut werden, damit Regenwasser besser abfließt. Oder die Tatsache, dass selbst neu gebaute Straßenübergänge schwierig zu meistern sind, weil beispielsweise die Neigung zu hoch ist oder rollstuhlgerechte Straßenkanten trotzdem nur mit einiger Kraftanstrengung bewältigt werden können.

 

Insgesamt nahmen am Praxis-Test teil: der Fachdienst Sicherheit und Ordnung mit dem Sachbearbeiter Straßenverkehr und dem Sachbearbeiter Sondernutzung, aus dem Fachdienst Stadtentwicklung der Verkehrsplaner, der Fachdienst Tiefbau mit zwei Vertretern, das Büro für Chancengleichheit und Vielfalt, die Seniorenbeauftragte der Stadt sowie eine Vertreterin der Tourist-Information.