Eisenach will Bedingungen für Fußgängerinnen und Fußgänger verbessern

Oberbürgermeisterin Katja Wolf erhielt heute (18. April) vom Fachverband Fußverkehr in Deutschland FUSS e.V. eine Urkunde, die Eisenach die Teilnahme als Modellstadt zur Entwicklung einer kommunalen Fußverkehrsstrategie bestätigt. Eisenach ist eine von fünf bundesweiten Modellstädten, die der Fachverband Fußverkehr Deutschland Fuss e.V. Ende 2016 aus 70 Bewerberstädten mit mehr als 20.000 Einwohnern ausgewählt hatte. Projektleiter Bernd Herzog-Schlagk vom Bundesvorstand des FUSS e.V. aus Berlin überreichte heute die Urkunde zum Abschluss der Projektarbeit in Eisenach.

 

„Die Teilnahme an dem Projekt ist ein wichtiger Baustein für den Eisenacher Verkehrsentwicklungsplan, der derzeit überarbeitet wird. Die uns bereitgestellten Unterlagen enthalten praxisnahe Hinweise, an welchen Wegen, Plätzen oder Verkehrsachsen wir für die Fußgänger unbedingt handeln müssen und wir werden dem Fußverkehr in der überarbeiteten Konzeption besonderes Augenmerk widmen“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Wolf, die Schirmherrin des Projektes in Eisenach. „Die Stadt Eisenach wurde ausgewählt, weil die Stadtverwaltung ein starkes Interesse an dieser Thematik zeigte und sich die Aktivitäten im Rahmen der derzeitigen Planungsvorhaben in der Stadt gut einbinden lassen“, sagte Projektleiter Bernd Herzog-Schlagk vom Bundesvorstand des FUSS e.V. und ergänzte: „Wer zu Fuß geht, produziert weder Abgase noch Lärm, braucht keinen Sprit und wenig Platz. Der Fußverkehr ist das Bindeglied zwischen allen anderen Verkehrsarten der städtischen Mobilität und hilft, die städtischen Verkehrsprobleme zu lösen.“ Er bedankte sich für die fruchtbare Zusammenarbeit während des Projektes.

 

Experten untersuchten Fußgängerverkehr und gaben Empfehlungen Im Jahr 2017 untersuchten Experten des Verbandes in der Eisenacher Innenstadt den Fußgängerverkehr. Im Mittelpunkt standen dabei Fußwege, Fußgängerüberwege und Wegebeziehungen quer durch die Kernstadt und die Anbindung des Stadtteiles nördlich der Hörsel. Positiv vermerkt wurden dabei die erfolgreichen Bemühungen der letzten Jahre, um die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen dem Auto- und dem Fußverkehr im Innenstadtbereich zu reduzieren und damit ein besseres Verkehrsklima in der Stadt zu schaffen. Die Fußgängerzone wurde als angenehm bewertet. Sie sei aber im Verhältnis zur gesamten Innenstadt noch zu kleinflächig und könnte erweitert werden. Ebenso seien die Straßen mit reduzierten zulässigen Höchstgeschwindigkeiten (30 km/h) noch ausweitbar.

 

Der Fachverband hat folgende drei Kernempfehlungen ausgesprochen:

 

• Die Fußwege zum Überwinden der innerstädtischen Barrieren – wie durch die Bahnlinien und die Straße Rennbahn zu den Wohngebieten, Sportanlagen, zum Zentralfriedhof und anderen Einrichtungen im Norden sowie durch die Wartburgallee (B19) in Richtung Stadtpark im Südosten der Stadt - sollten vordringlich verbessert werden.

• Fußgängerwege zum Überqueren der Straßen an Kreuzungen und Einmündungen müssen nach den derzeitigen Regelwerken an den Gehwegen weitergeführt und nicht abgesetzt werden; in diesem Zusammenhang sollten die nicht zeitgemäßen Absperrgitter entfernt werden.

• Die Stadt hat beste Voraussetzungen, ein Fußwegenetz für den Alltagsverkehr zu schaffen. Dies sollte mit betonten grünen Achsen – beispielsweise an der Hörsel und am Mühlgraben - kombiniert werden, die Bewohner und Touristen nutzen können.

 

Zwei Workshops – drei Wünsche

 

Neben den Gesprächsrunden mit der Fachverwaltung der Stadt Eisenach wurden im April und August letzten Jahres zwei Workshops durchgeführt. Eingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter von verschiedenen Verbänden und Interessenvereinigungen – unter anderem von Seniorenbeirat, Behindertenverband, Tourismusgesellschaft und verschiedenen Vereinen. Außerdem beteiligten sich Verkehrsplaner, ein Vertreter des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Sport sowie Mitarbeiter der Stadtverwaltung und die Polizei an dem Projekt. Gemeinsam diskutierten sie Ideen und Ziele zu ausgewählten Fußwegen, besprachen bereits gut funktionierende Aspekte und sammelten Lösungsansätze zum Überwinden von Problempunkten.

 

Bei diesen Workshops wurden folgende drei Wünsche an erste Stelle gesetzt:

 

• Fahrgeschwindigkeit in weiteren Bereichen reduzieren, Fußgängerzone und Tempo-30-Regelungen ausweiten

• Mehr Fußgängerüberwege (Zebrastreifen) auch in temporeduzierten Straßen, kürzere Wartezeiten an Ampeln und barrierefreie Übergänge an Kreuzungen und Einmündungen.

• Bedeutsame städtische Fußwegeachsen sollen unter Einbeziehung grüner Wege und der Wege an den Wasserläufen gut sichtbar gekennzeichnet werden.

 

Zu allen diesen Punkten wurden im Verlauf des Projektes konkrete Hinweise und Lösungsvorschläge erarbeitet, die auf der Internetseite zusammengestellt wurden.


Eisenach zu bundesweiten Kongress eingeladen

Die Stadt Eisenach hat damit aktiv an der Entstehung eines Handlungsleitfadens für kommunale Fußverkehrsstrategien mitgewirkt, der im Juli an alle Städte in Deutschland versandt wird. Es ist ein vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und dem Umweltbundesamt (UBA) unterstütztes Projekt, das von einem hochrangigen Fachbeirat begleitet wird. Ziel ist es, allen Städten in Deutschland sachkundige Informationen zur systematischen Förderung des Fußverkehrs zur Verfügung zu stellen. Im Zusammenhang mit dem bundesweiten Fußverkehrskongress im Oktober 2018 in Berlin wird es eine Tagung für den Erfahrungsaustausch zwischen den Modellstädten des Projektes geben, zu der FUSS e.V. die Wartburgstadt schon jetzt eingeladen hat. Ausführliche Informationen gibt es im Internet.