Nachdem in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Absatzprobleme der deutschen Automobilproduzenten immer größer wurden, drängte auch in Eisenach die Zeit, mit Hilfe eines neuen Automobils schnellstmöglich die bereits vorhandenen Bankschulden tilgen zu können.
Das war auch der Grund, weshalb man sich im Eisenacher DIXI-Werk nicht auf zeitraubende und ungewiss ausgehende Versuche mit Neukonstruktionen einlassen konnte. Bei dem zukünftig in Eisenach zu produzierenden Fahrzeug sollte es sich um einen besonders wirtschaftlichen, technisch modernen und gleichzeitig preisgünstigen Kleinwagen handeln. Nur durch die Produktion eines solchen Personenkraftwagens war es möglich, die Käufer auch im Bereich der weniger begüterten Kraftfahrt-Interessenten anzusprechen.
Ähnlich wie beim ersten Eisenacher Automobil, dem Wartburg-Motorwagen für das man 30 Jahre zuvor eine französische Lizenz gewählt hatte, sollte nunmehr ein aus England stammendes Fahrzeug in Lizenz gebaut werden. Dazu wurde mit der Firma "AUSTIN Motor Company", Longbridge Works in Birmingham erste Kontakte aufgenommen, denn auch dort baute man bereits seit dem Jahre 1905 Automobile. Die Produktionsaufnahme eines Kleinwagens im Jahre 1922 hatte auch diese Firma aus einer finanziellen Krise gerettet. Es handelte sich bei diesem neuen Fahrzeugtyp um den auch heute noch als "AUSTIN Seven" bekannten englischen Kleinwagen.
Bis zur Produktionseinstellung im Jahre 1939 wurden von ihm 291.000 Stück hergestellt. Die Bezeichnung "Seven" (Sieben) besagt, dass von den 10,5 PS Leistung des Autos nach englischem Gesetz nur 7 PS versteuert werden mußten.
Am 18. Dezember 1926 kam es in Berlin zur Unterzeichnung des Vertrages zwischen der AUSTIN Motor Company und der Gothaer Waggonfabrik, die Eigentümerin des Eisenacher Automobilwerks war.
Um den Verkauf und die Produktion der ersten in Eisenach produzierten Kleinwagen vom Typ "DIXI 3/15 PS" vorzubereiten kaufte man bereits Anfang 1927 in England 100 originale "AUSTIN Seven"-Kleinwagen, bei denen als sichtbares Zeichen ein dreieckiges Schild mit der Aufschrift "DIXI" an der oberen Kühlerverkleidung angebracht war. Diese Fahrzeuge wurden nur an geeignete Händler und Kunden zur Nutzung übergeben.
Nachdem noch im Dezember 1927 die ersten 42 in Eisenach gefertigten DIXI-Wagen das Werk verließen, erhielten diese nun auch den offiziellen Namen "DIXI 3/15 PS". In dieser Bezeichnung besagen die zwei Zahlen, dass von den 15 PS Leistung nur 3 PS versteuert werden mussten.
Erst zu einem späteren Zeitpunkt kam die nur innerbetrieblich verwendete Zusatzbezeichnung "DA1" hinzu. Diese beiden Buchstaben des Kürzels sollen für "Deutsche Ausführung" stehen.
Bedingt durch seine guten Fahrleistungen die dieses Fahrzeug anhand seines Vierzylinder Viertakt-Motors mit 748,5 cm³ Hubraum und 15 PS besaß, war sehr bald ein großes Kaufinteresse zu bemerken. Die mit diesem kleinen Motor erreichbare Höchstgeschwindigkeit lag bei 75 km/h.
Verkaufsfördernd zeigte sich auch dass der DIXI 3/15 PS in vier kostengünstigen Karosserievarianten angeboten wurde. Zum Produktionsbeginn war der DIXI 3/15 PS DA1 nur in der Variante "Tourer" lieferbar, ehe ab April auch der wunderschöne kleine Roadster zum Verkauf angeboten wurde. Im Geschäftsbericht des DIXI Werkes vom 18.April.1928 heißt es dazu: "Der im Werk Eisenach neu hergestellte Kleinwagen hat wegen guter Qualität, ausgezeichneter Fahreigenschaften und geringer Betriebskosten gute Aufnahme gefunden."
Diese Erkenntnis trug dann auch dazu bei, dass im September 1928 das zweisitzige Coupé und nur einen Monat später die Limousine zum Verkauf angeboten wurden. Um den Händlern und Gewerbetreibenden jener Zeit auch ein Transportfahrzeug anbieten zu können, wurden im DIXI Werk 1928 zusätzlich noch 16 kleine Eil-Lieferwagen des DIXI DA1 gefertigt. Bis zu 5 Zentner Last konnten mit diesen Fahrzeugen transportiert werden.
Bereits im ersten Produktionsjahr wurde die geplante Produktionsstückzahl von 2000 Fahrzeugen um das Dreifache überschritten, denn bis zum Jahresende verließen 6743 DIXI 3/15 PS DA1 die Werkhallen. Diese Stückzahl setzt sich zusammen aus den Fahrzeugtypen:
ï‚§ Tourer: 4590 Stück; Preis: 2800,- Reichsmark (RM)
ï‚§ Roadster: 1497 Stück; Preis: 2750,- RM
ï‚§ Coupe: 132 Stück; Preis: 3150,- RM
ï‚§ Limousine: 407 Stück; Preis: 3200,- RM
ï‚§ Lieferwagen: 16 Stück; Preis: 2900,- RM
Zum Vergleich, wie groß diese Leistung damals einzuschätzen war, zeigt sich deutlich daran, dass von 1898 bis 1927, also innerhalb von 29 Jahren, insgesamt nur zirka 10 000 Automobile in Eisenach gefertigt worden waren.
Um nach 80 Jahren diese Leistungen Eisenacher Automobilbauer gebührend würdigen zu können, findet unter der Schirmherrschaft des Eisenacher Oberbürgermeisters an historischer Stätte vom 5. Bis zum 7. September das internationale DIXI Treffen statt.
Bei dieser Jubiläums-Veranstaltung handelte es sich um einen Höhepunkt der Oldtimerszene in der Wartburgstadt Eisenach.
Michael Stück