"Grünes Licht" für den Start ins Leben - und zwar für jedes Kind in jeder Familie, das ist das Leitmotiv im Jugendamt der Stadt Eisenach. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hören zu, beraten und helfen, wenn es in der Familie kriselt. In diesem Jahr gaben sie bereits 266 Mal Tipps bei der Erziehung.
Die Gründe, sich Rat und Hilfe zu holen, können sehr unterschiedlich sein: Kinder, die sich auffällig verhalten, ratlose Eltern, Familienkrisen, Gewalt, Alkohol- und Drogensucht, Beziehungsprobleme oder Trennung und Scheidung der Eltern. Auch bei Ärger in der Schule oder Problemen mit der Ausbildung hilft das Jugendamt.
Das Jugendamt greift ebenfalls werdenden oder unerfahrenen Eltern unter die Arme und setzt alles daran, dass alle Neugeborenen gute Startchancen bekommen. "Besonders wenn Teenager Eltern werden, stehen sie oft vor handfesten Problemen. Für sie ist ein Kind eine echte Herausforderung", sagt Viola Stephan, Leiterin des Eisenacher Jugendamtes. Deshalb bietet das Jugendamt schon vor der Geburt des Kindes Hilfe an. "Wir lotsen die Eltern dann durch die Schwangerschaft ", so Viola Stephan. Und mit der Geburt ist längst nicht Schluss, denn in vielen Kinderzimmern gibt es sie: die "Struwwelpeter- Geschichten". Meistens als Buch. Manchmal passieren sie dort aber tatsächlich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen deshalb gezielt auf Familien mit Neugeborenen zu. Die Eltern erfahren so alles Wissenswerte über die Angebote vor Ort. Familiäre Belastungen können frühzeitig erkannt und bei Bedarf Unterstützung vermittelt werden.
Für viele ist beim Gang zum Jugendamt aber immer noch eine enorme Hemmschwelle zu überwinden. Entweder fällt es ihnen schwer sich einzugestehen, dass sie mit der Erziehung überfordert sind. Oder sie haben sogar Angst, dass ihnen die Kinder weggenommen werden. "Aber genau diese Angst ist unbegründet. Der Kontakt mit dem Jugendamt ist oft bereits der erste Schritt zur Lösung. Unser Ziel ist es, zusammen mit den Familien einen Weg aus Problem- und Krisensituationen zu
finden und Kinder und Jugendliche in ihrer Familie und im vertrauten Umfeld zu belassen", sagt die Jugendamtsleiterin.
Ab und zu muss das Jugendamt Eisenach die Notbremse ziehen und ein Kind aus einer Familie nehmen. Dies ist aber immer das letzte und äußerste Mittel. Leicht fällt dieser Schritt nie, denn es bedeutet auch, das Kind aus seinem sozialen Umfeld herauszuholen. Es ist immer ein Balanceakt. Das Wohl des Kindes hat immer oberste Priorität.
40 Hinweise bekam das Jugendamt Eisenach im vergangenen Jahr zu möglichen Misshandlungen von Kindern und Jugendlichen. Es sind Nachbarn, Bekannte, Kinderärzte, Schulen und Kindertagesstätten, die aufmerksam waren und das Jugendamt riefen. Viele Kinder und Jugendliche melden sich aber auch selbst.
In solchen Fällen sind Kinder und Jugendliche fast immer akut in Gefahr. Sie erleben schwere Konflikte in der Familie, Misshandlungen, sexuelle Gewalt. Dann ist die Inobhutnahme der letzte Ausweg - der "Rettungsring", den das Jugendamt werfen muss. Eine solche Entscheidung fällt nicht am Schreibtisch: "Wir machen Hausbesuche und verschaffen uns ein genaues Bild über die Lebensumstände, bevor wir entscheiden", betont Viola Stephan.
Für Kinder und Jugendliche, für die eine Rückkehr in ihre Familie nicht in Betracht kommt, sucht das Jugendamt Eisenach eine geeignete Unterbringung - zum Beispiel in einem Heim oder einer Pflegefamilie. "Hier können die jungen Menschen das erfahren, was sie bislang vermisst haben: Aufmerksamkeit und Zuwendung, Zuneigung und Liebe. Es ist so etwas wie eine zweite Chance für einen Neustart ins Leben - mit deutlich besseren Vorzeichen", so die Jugendamtsleiterin. Zur Zeit leben etwa 60 Eisenacher Kinder und Jugendliche in Einrichtungen der Jugendhilfe und 24 Kinder werden in Pflegefamilien betreut.
Parallel dazu setzt das Eisenacher Jugendamt auf vorbeugende und familienunterstützende Angebote. Es bietet eine Fülle von Hilfen für Kinder, Jugendliche und Familien an, um es erst gar nicht soweit kommen zu lassen.
Die Unterstützungsangebote spannen sich beispielsweise von der Suche und Vermittlung von Kindertagesbetreuung in Kindergärten, -krippen oder -tagespflege über die Beratung zu allgemeinen Fragen der Erziehung und der Suche nach Lösungen, wenn sich Eltern trennen, bis zu Hilfen für seelisch behinderte Kinder oder Jugendliche oder die Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen. Ebenso gehören Adoptionsvermittlung, die Mitwirkung in Jugendgerichtsverfahren oder Verfahren vor den Familiengerichten, um die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen zur Geltung zu bringen, sowie Beistandschaften und Vormundschaften, um die rechtliche Vertretung der Minderjährigen sicherzustellen zur täglichen Arbeit des Jugendamtes. Außerdem ist die Förderung von Jugendverbänden, offenen Jugendeinrichtungen und Projekten für benachteiligte Jugendliche ein unverzichtbarer Teil des Angebotes für Kinder und Jugendliche in Eisenach. Das Jugendamt spannt damit einen riesigen Schutzschirm für Kinder und Jugendliche und Familien auf.