Im Gebäude der Wartburgschule in der Wilhelm-Pieck-Straße wurden seit den Herbstferien im Oktober umfangreiche Untersuchungen vorgenommen, um den Ursachen für die festgestellte Naphthalin-Belastung in den Räumen auf den Grund zu gehen. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor: Die teerhaltigen Sperrschichten in den Fußböden sowie die teerhaltigen Dachbahnen sind maßgeblich für die Belastung der Innenraumluft verantwortlich.
"Das Ergebnis ist für mich eindeutig und erfordert eine gründliche und umfassende Sanierung", sagt Oberbürgermeisterin Katja Wolf. "Es bestätigt aber auch, dass wir richtig entschieden haben und der schnelle Umzug der Schule dringend notwendig war. Unser Ziel ist es weiterhin, dass das Schulgebäude bis zum Beginn des Schuljahres 2015/2016 saniert und wieder nutzbar ist. Daran arbeiten wir mit Hochdruck." Angesichts der Ausmaße der Schadstoffbelastung und damit des Umfangs der Sanierungsarbeiten können jedoch Verzögerungen bis in den Herbst 2015 hinein nicht ausgeschlossen werden.
Die nächsten Schritte:
Im nächsten Schritt werden nun zwei belastete Klassenräume probeweise saniert - einer im Erdgeschoss (EG)und einer im 2. Obergeschoss (OG). Dazu werden der komplette Fußbodenaufbau bis auf den Rohbeton entfernt. In einem Raum wird zudem auch die Raumdecken frei gelegt. Die Arbeiten sind ausgeschrieben, der Auftrag wird noch dieses Jahr vergeben. Am 12. Januar 2015 sollen die Arbeiten beginnen und voraussichtlich bis Ende Januar dauern.
Anschließend werden in diesen beiden Räumen erneut Proben entnommen und im Fachlabor untersucht. Ziel ist es herauszufinden, ob die Wände und Decken der Räume frei von Schadstoffbelastungen sind und das Beseitigen der teerhaltigen Fußböden erfolgreich ist.
Grund für diese Probesanierung ist, dass die vorgefundenen teerhaltigen Sperrschichten verschiedene Zusammensetzungen haben und in den einzelnen Räumen unterschiedlich zur Wirkung kommen. Außerdem beeinflussen weitere Faktoren - beispielsweise Wetter, Temperatur, Raumnutzung oder Lüftungsverhalten - wieviele und welche Schadstoffe frei gesetzt werden.
Nach Auswertung aller Ergebnisse wird ein Sanierungskonzept für sämtliche betroffene Räume und das Dach der Schule erarbeitet. Beauftragt wird damit die Firma der Pöyry Deutschland GmbH. Diese Sanierungsempfehlung soll bis spätestens Ende Februar 2015 vorliegen. Diese kann auch mehrere Möglichkeiten beinhalten - vom Entfernen der Fußböden über das Versiegeln bestimmter Bereiche in Nebenräumen bis zu einer Dachsanierung und zusätzlicher Belüftung. "Wir müssen das Sanierungskonzept abwarten und dann entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden", so die Oberbürgermeisterin.
Was wurde bisher untersucht:
1. Die Innenraumluft:
In 21 Klassen und Vorbereitungsräumen sowie Lehrerzimmern wurde die Innenluft gemessen. Konkret betraf es zwölf Räume im 2. OG, vier Räume im 1. OG, drei Räume im EG und zwei Räume im Keller. Im 2. OG wurden mehr Räume untersucht, da während des Schulbetriebes vor allem dort über unangenehme Gerüche geklagt wurde.
In 18 der untersuchten Räume lagen die Werte von Naphthalin und naphthalinähnlichen Stoffen auf oder über dem Richtwert (RW) I. In elf dieser Räume ergaben die Messungen Werte auf oder über dem RW II. Nur in drei Räumen wurde der Richtwert I nicht erreicht.
Insgesamt gibt es in der Wartburgschule 59 Aufenthaltsräume, davon 25 Unterrichtsräume.
2. Die Fußböden
In 16 Klassen- und Vorbereitungsräumen sowie dem Lehrerzimmer und den Direktorenräumen wurden aus den Fußböden 28 Bohrkerne entnommen (KG - 1 Raum, EG - 3 Räume, 1.OG - 7 Räume, 2.OG - 9 Räume).
Nur zwei Bohrkerne waren letztlich frei von einer teerhaltigen Sperrschicht. In allen 26 weiteren Bohrkernen wurden teerhaltige Sperrschichten unterschiedlicher Zusammensetzung und Dicke vorgefunden. Auch im zusätzlich untersuchten Archivraum im 2. OG wiesen beide Bohrkerne eine teerhaltige Sperrschicht nach.
Auf weitere Probebohrungen in benachbarten Räumen wurde aufgrund der Ergebnisse verzichtet.
3. Der Dachaufbau
Die Untersuchung des Dachaufbaus wurde veranlasst, da diese Ergebnisse für die Räume des 2.OG relevant sind. Es wurde vermutet, dass belastete Stoffe bzw. deren Gerüche vom Dach über Fugen, Risse und Leitungsschächte einen Weg in die Räume gefunden haben.
Deshalb wurde der neue Dachaufbau an einer Stelle zum Zweck der Begutachtung geöffnet. Hierbei wurden teerhaltige Dachbahnen aufgefunden. Daraufhin entnahmen die Fachleute insgesamt acht Bohrkerne - verteilt über das gesamte Schuldach -, um den gesamten Dachaufbau begutachten zu können.
Die Laboranalysen zeigten, dass in allen entnommenen Bohrkernen teerhaltige Dachbahnen unterschiedlicher Konzentration und Dicke im Inneren des Dachaufbaus vorhanden sind.
Die Kosten
Für die umfangreichen Untersuchungen, Messungen und Probeentnahmen in der Wartburgschule wurden bisher rund 10.000 Euro aufgewendet.
Darüber hinaus wurde ein Diplom-Biologe und Umwelttechniker der Pöyry Deutschland GmbH beauftragt, die Untersuchungen zu betreuen und die Probesanierung in den beiden Räumen vorzubereiten und zu begleiten sowie das Sanierungskonzept zu erarbeiten. Das Honorar dafür beträgt rund 22.000 Euro.
Die Gesamtkosten für die Dekontaminierung des Schulgebäudes werden derzeit auf rund 600.000 Euro geschätzt. Dies beinhaltet das weitestgehende Entfernen der teerhaltigen Schichten in den Fußböden und im Dach. Diese Mittel sind im städtischen Haushalt 2014 eingestellt und stehen zur Verfügung.
Noch nicht berücksichtigt sind die Kosten für den neuen Innenausbau im Anschluss, um die Wartburgschule wieder nutzbar zu machen. Eine abschließende Kostenschätzung wird erstellt, sobald die Sanierungsempfehlung vorliegt.
Alle Informationen zum aktuellen Sachstand sind im Internet nachzulesen: www.eisenach.de - Rubrik "Wartburgschule". Dort stehen Pressemitteilungen, Elternbriefe und sonstige Hinweise.