Konzept der neuen Ausstellung "Automobile Welt Eisenach" im Gebäude O2 vorgestellt

Nachdem das denkmalgeschützte Industriegebäude O2 auf dem Gelände des ehemaligen Automobilwerkes über mehrere Jahre schrittweise saniert wurde, wird jetzt die Eröffnung der neuen Automobilbau-Ausstellung konkret vorbereitet. Im Juni 2005 sollen sich die Türen der "Automobilen Welt Eisenach" öffnen.

Das Konzept der neuen Ausstellung "Automobile Welt Eisenach" sieht eine Aufteilung der Eisenacher Automobilbaugeschichte in zwölf Abschnitte vor. Dabei wird auf Ausstellungsinseln jeweils ein Zeitabschnitt dargestellt - natürlich mit Fahrzeugen aus Eisenacher Produktion, aber auch mit Gegenständen, die Zeitzeugnisse des Fahrzeugbaus und der Lebensverhältnisse aus der entsprechenden Epoche sind.

Inhaltlich konzipiert sind die zwölf Abteilungen von den Anfängen des Automobils (1890 - 1900), über die Anfänge des industriellen Automobilbaus (1900 - 1914), dem "Auto für das Volk" mit Dixi und Übernahme durch BMW (1918 - 1930), die Motorisierung in den 30er Jahren (1935 - 1939), Kriegsproduktion (1939 - 1945), Nachkriegszeit (1945 - 1949), die automobile Klassengesellschaft in der DDR (1960 - 1980), Rennsport (1950 - 1957), Export-Fahrzeuge mit IFA F9 und Wartburg 311 bzw. 313-1 (1950 - 1970), Freizeitfahrzeuge (1970 - 1990), über verhinderte Neuentwicklungen (1960 - 1990) bis zum Ende einer Ära und dem -Neubeginn mit Opel und BMW (nach 1990).

Zweites Standbein der neuen Ausstellung ist ein begehbarer Fundus, in dem eine ganze Reihe weiterer historischer Fahrzeuge aus Eisenacher Produktion präsentiert werden. Dort werden, wie bei den zwölf Zeitinseln auch, Fahrzeuge aus den umfangreichen Bestände der Stadt wie auch des Vereins gezeigt.
Beide Ausstellungsteile werden auf insgesamt rund 800 Quadratmeter Fläche im Erdgeschoß der Ausstellungshalle O2 zu besichtigen sein. Dabei wird die Automobilbaugeschichte den Besuchern mit Führungen nahe gebracht. Die Gäste können sich aber auch selbständig auf einen chronologischen Rundgang begeben oder sich an einzelnen Abschnitten informieren.

 

Konzept-Erarbeitung und Gestaltung der Ausstellung

Die Eröffnung der Ausstellung �Automobile Welt Eisenach" bildet den Abschluß der praktischen Umsetzung der ersten Etappe in einem langen Findungsprozeß von Fakten, Daten und Sichtweisen im Austausch zwischen dem Kuratorium des Vereins Automobilbau Museum Eisenach e.V. und dem Fachamt der Stadtverwaltung.
Mit der Erarbeitung der Konzeption für die neue Ausstellung hatte die Stadt den Konservator des Landesmuseums für Technik und Arbeit in Mannheim, Dr. Kurt Möser beauftragt.

Die Gestaltung wurde dem Designer-Büro Lepper-Schmidt-Sommerlade aus Kassel übertragen, die bereits zum Jubiläum �100 Jahre Eisenacher Automobilbau" 1998 eine Ausstellung im O2 realisierten. Für Gestaltung und Ausstattung der neuen Ausstellung stehen 45.000 Euro zur Verfügung. Die Ausstellung wird nach Abschluß der Heizungsinstallation aufgebaut.

In einer späteren Etappe soll auch das erste Obergeschoß genutzt werden. Hier soll Raum für thematisch wechselnde Ausstellungen entstehen. Außerdem beherbergt das O2 auch das Archiv zur Eisenacher Automobilbaugeschichte.

 

Zur Denkmalgeschichte des Gebäudes O2

Das Gebäude O2 wurde 1935 nach Plänen von P. Rinke (München) für die seit 1928 in Eisenach ansässige BMW AG errichtet. Der langgestreckte, dreigeschossige Baukörper hat ein mittig angelegtes Treppenhaus, dem 30 Meter lange Großräume zugeordnet sind. Die Geschoßhöhen von 4,5 Metern lassen auf variable, vorrangig produktionsorientierte Nutzung schließen, wobei das O2 nach 1945 als Verwaltungsgebäude des Automobilwerks Verwendung fand. Stahl-Glaserker vor dem Treppenhaus und in Betonrahmen gefaßte Stahl-Fensterbänder in der Fassade sind typische Gestaltungsmerkmale des Industriegebäudes der zwanziger und dreißiger Jahre. Im Inneren sind Treppenanlage und Stahltüren teilweise original erhalten. Die kulturhistorische Bedeutung des Museums im O2 liegt im Zusammenspiel von Architektur, Bauweise und industriellem Gebrauch.

 

Zur Geschichte des Eisenacher Automobilbaus

Eisenach ist eine Schlüsselstadt für die Geschichte der Motorisierung in Deutschland, für Autoproduktion und Autokultur. Hier entstand die dritte deutsche Automobilfabrik überhaupt und hier wurde 1901 der "Verein Deutscher Motorfahrzeug Industrieller", der Vorgänger des VDA, gegründet.
In Eisenach entstanden, zunächst als Lizenzbauten, Kleinautos und später Dixi-Personenwagen. Im 1. Weltkrieg wurden Heeresgerät und Lastwagen gefertigt. Während der Weltwirtschaftskrise, Ende der 20er Jahre, baute man einen "Wagen für das Volk". BMW, der Eigentümer ab 1928, fertigte in Eisenach hochwertige Wagen für anspruchsvolle Käufer im In- und Ausland. Hier entstanden Autos für den Rennsport und die Wehrmacht, aber auch Rüstungsgüter und Militärmotorräder. Nach Kriegsende übernahm die sowjetische Besatzungsmacht das stark zerstörte Werk. Schon im Herbst 1945 produzierte man wieder die Vorkriegsmodelle. Nach der Umwandlung in einen Volkseigenen Betrieb im Jahr 1952 folgte die 2-Takt-Ära. Ab 1956 baute man die "Wartburg"-Wagen. Bis zur Produktionseinstellung 1991 wurden rund 1,7 Millionen Wartburgs ausgeliefert. Nach der deutschen Wiedervereinigung endete eine über 90jährige Tradition des Automobilbaus - zugleich gab es aber auch einen Neuanfang: Opel und BMW setzten auf diesen Standort. Eisenach bleibt Automobilbaustadt.