EMOTIONALE WORTE: OBERBÜRGERMEISTERIN KATJA WOLF ZIEHT NACH ZWÖLF JAHREN BILANZ / EMPFANG IM LANDESTHEATER EISENACH

Katja Wolf begrüße die Gäste im Foyer des Landestheaters Eisenach (c) Stefan Kranz

Viele Gratulierende reihten sich in die Warteschlange ein, um sich persönlich von Oberbürgermeisterin Katja Wolf zu verabschieden.

Die beiden Stellvertreter der Oberbürgermeisterin – Bürgermeister Christoph Ihling (links) und der Hauptamtliche Beigeordnete Ingo Wachtmeister – begrüßten die Gäste.

Superintendent Ralf-Peter Fuchs sprach berührende Worte (c) Stefan Kranz

Katja Wolf während ihrer Abschiedsrede (c) Stefan Kranz

Das Ballettensemble der Jungen Choreograf*innen des Eisenacher Landestheaters (c) Stefan Kranz

Mit zahlreichen Gästen feierte Oberbürgermeisterin Katja Wolf am gestrigen Mittwoch (12. Juni) ihren Abschied als Oberbürgermeisterin von Eisenach. Eingeladen zum Empfang im Landestheater hatten ihre beiden Stellvertreter, Bürgermeister Christoph Ihling sowie der Hauptamtliche Beigeordnete Ingo Wachtmeister. Festliche Atmosphäre prägte den Abend, der durch die eindrückliche politische Performance des Eisenacher Ballettensembles "I don't like Mondays" von Antonia Selow sowie Musik der Hofkapelle des Staatstheaters Meiningen kulturell bereichert wurde.

„Katja Wolf prägte für die vergangenen zwölf Jahre die Entwicklung der Stadt Eisenach. Die engagierte und bundesweit mit Respekt wahrgenommene Bewerbung um das Zukunftszentrum Deutsche Einheit steht exemplarisch für ihre Arbeitsweise: So partizipativ wie möglich und mit dem Ziel, endogene und exogene Potenziale der Stadtentwicklung zu mobilisieren. Ich danke namens der Landesregierung für die Zusammenarbeit in der Vergangenheit und freue mich persönlich über Zusammenarbeit in der Zukunft“, sagte Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, Thüringer Minister für Kultur-, Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Chef der Thüringer Staatskanzlei.

 

Zuvor hatten bereits Bürgermeister Christoph Ihling sowie der Hauptamtliche Beigeordnete Ingo Wachtmeister die Gäste begrüßt und Oberbürgermeisterin Katja Wolf ihren Dank ausgesprochen: „Unter Ihrer Führung hat sich Eisenach in vielen Bereichen weiterentwickelt. Sie haben über die Eisenacher Stadtgrenzen hinaus für eine gerechte Verteilung der Finanzmittel für die Kommunen gestritten, in ihre Amtszeit fallen die Fusion der kreisfreien Stadt mit dem Wartburgkreis, der Aufstieg des ThSV Eisenach, die großen Reformationsjubiläen 2017 und 2021/22, aber auch die Corona-Pandemie, in der manche restriktive Entscheidung gefällt werden musste“, warfen die beiden bereits ein Schlaglicht auf wichtige Themen.

 

Leitspruch: „Mit dem Gesicht zum Volke“

Katja Wolf zitierte in ihrer Rede ihren persönlichen Leitspruch „Mit dem Gesicht zum Volke“ (Gerhard Schöne) und ordnete ihre Amtszeit als „Wimpernschlag“ in der Historie der Stadt Eisenach ein. Stolz mache sie, dass die Stadt durch die Rückkehr in den Wartburgkreis – „zugegeben mit Unterstützung des Landes“ – wieder finanziell handlungsfähig sei. Vor allem in die Schulen sei trotz der über Jahre angespannten Haushaltslage sehr viel Geld investiert worden. Die wertvolle Beziehung zu den Partnerstädten als „größte Friedensbewegung der Welt“ liege ihr besonders am Herzen: Waverly mit dem Chor und dem Wartburg College, Sárospatak mit der Verbindung in die Ukraine und Sedan mit der besonderen Verantwortung aus der Historie blutiger Kriege. Auch die langjährige Partnerschaft mit Marburg und deren deutsch-deutsche Geschichte thematisierte sie.

 

Dabei benannte die Oberbürgermeisterin auch Fehler, etwa während der Corona-Pandemie, als die Angst, Menschenleben zu gefährden, zum maßgeblichen Entscheidungskriterium geworden war. Ihren Eltern dankte sie für die immerwährende Unterstützung, ihren Kindern für ihre Geduld. Schwer war das Amt zuweilen, auch unbarmherzig, ließ Katja Wolf durchblicken. „In den sozialen Medien wurde und wird beschimpft, verhöhnt, bedroht, beleidigt, sexistisch attackiert. Man muss, bevor man morgens ins Rathaus fährt, erst einmal schauen, ob noch alle Radmuttern festsitzen“, schilderte sie eigene Erfahrungen. Dennoch habe sie ihr Amt geliebt. „Am Ende bleibt die Dankbarkeit, dieser Stadt herausgehoben dienen zu dürfen.“ Ihrem Nachfolger gab sie mit: „Keiner soll sich überhöhen, aber die Stadt soll ihren selbstbewussten Platz im Kreis finden. Eisenach ist der Leuchtturm. Davon können alle profitieren“, sagte die Oberbürgermeisterin.

 

Zwei Luther-Jubiläen gefeiert

Zur Politik kam Katja Wolf ursprünglich durch den Kampf für den Erhalt des Jugendradios DT64 und den Protest gegen den ersten Golfkrieg Anfang der 1990er Jahre. 1992 wurde sie Mitglied der damaligen PDS. Als linke Oberbürgermeisterin sah sie sich von Anfang an Vorbehalten ausgesetzt. Doch weder Wirtschafskritik noch Kirchenfeindlichkeit prägten ihre Amtsführung. „Es gibt vermutlich nur wenige Städte, die so viele herausragenden Persönlichkeiten der Kirchengeschichte mit europäischer und weltweiter Bedeutung in ihrer Geschichte vereinen wie Eisenach“, sagte Ralf-Peter Fuchs, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Eisenach-Gerstungen, in seinem Grußwort. Er bescheinigte der scheidenden Oberbürgermeisterin, diese Schätze zum Wohle der Stadt stets gehoben zu haben. Das große Reformationsjubiläum im Jahr 2017 sowie zahlreiche Veranstaltungen und Projekte im Rahmen der Feierlichkeiten zu „500 Jahre Bibelübersetzung auf der Wartburg“ 2021 und 2022 seien nur einige Beispiele dafür, wie in Zusammenarbeit aller Großes gelingt.

 

Jens Neundorff von Enzberg, Intendant des Staatstheaters Meinigen und des Landestheaters Eisenach, sagte: „Ich möchte mich ganz grundsätzlich für das Vertrauen von Katja Wolf in das Theater und unsere Arbeit bedanken. Es war wichtig – bedingt durch verschiedene Katastrophen –, klare Bekenntnisse zu geben. Dies hat sie in hohem Maße getan.“ Gemeinsam mit den Verantwortlichen von Landkreis und Freistaat sei es gelungen, eine langfristige Finanzierungsvereinbarung zu schließen. „Das war sehr wichtig und vor allem nachhaltig für die Zukunft des Landestheaters“, sagte Jens Neundorff von Enzberg.

 

Für die Bürgerschaft hielt der Eisenacher Architekt und langjährige berufene Bürger im Ausschuss für Stadtentwicklung, Klima und Verkehr des Stadtrates Max von Trott zu Solz ein Grußwort, in dem er Katja Wolfs frischen Politikstil hervorhob – eine kluge Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor, gepaart mit strategischem Geschick. Mit „Solo Sunny“, gesungen von Julia Terwald, begleitet von Jens Neundorff von Enzberg am Klavier, war ein weiterer musikalischer Höhepunkt im Programm zu finden. Beim anschließenden Empfang klang der Abend aus.

 

Zur Person

Katja Wolf (geb. Hofer) wurde am 7. März 1976 in Erfurt geboren und studierte Sozialpädagogik an der Fachhochschule Erfurt. Die diplomierte Sozialpädagogin war von 1999 bis 2012 Mitglied des Thüringer Landtags, u.a. als umweltpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. 1999 zog sie nach Eisenach und wurde im Jahr 2004 in den Eisenacher Stadtrat gewählt, ebenfalls für DIE LINKE. 2009 holte sie bei der Landtagswahl das Direktmandat im Wahlkreis Eisenach. Bereits 2012 – im Alter von 36 Jahren – wählten die Eisenacher*innen sie zur Oberbürgermeisterin. Im Jahr 2018 wurde sie im Amt bestätigt. Darüber hinaus gehört Katja Wolf seit 2016 dem Präsidium des Deutschen Städtetags an, seit 2019 als Stellvertreterin des Präsidenten. Bereits seit 2012 ist sie im Hauptausschuss des Deutschen Städtetags vertreten. Zuletzt trat sie in diesem Jahr dem Bündnis Sahra Wagenknecht bei und führt die Partei als Spitzenkandidatin in die Thüringer Landtagswahl am 1. September 2024.