Blick in die Chronik der Pestalozzischule Eisenach: Eine Schule auf jahrzehntelanger Wanderung

Blick in die Chronik der Pestalozzischule Eisenach: Eine Schule auf jahrzehntelanger Wanderung

Die Pestalozzischule Eisenach wurde am 1. Oktober 1896 gegründet. Bis 1923 war sie keine eigenständige Schule, sondern war den beiden Schulen in der Katharinenstraße (Katharinen- und Elisabeth-Schule) angeschlossen und auch in deren Gebäuden untergebracht.
Aus dem Stadtführer des Jahres 1901 ist ersichtlich, dass die Hilfsschule fünf Jahre nach ihrer Gründung von 27 Schülern besucht wurde, die von einem Lehrer unterrichtet wurden. 21. Jahre später – am 1. Juli 1922 - bestand die Schule bereits aus sieben Klassen mit 145 Kindern; sieben Pädagogen betreuten die Kinder.

1923 wurde dann die Schule als eine selbstständige Anstalt mit eigenem Schulleiter anerkannt. Gleichzeitig erfolgte nach jahrelangem Herumwandern der Umzug in ein eigenes Schulgebäude: das ehemalige Lehrerseminar am Rathenauplatz (in den 70er Jahren Betriebsberufsschule des AWE).
In den 30er Jahren wanderte die Schule wieder von einem Ort zum anderen und wurde auf mehrere Gebäude in der Stadt aufgeteilt. 1937 wurde die Schule in der Ida Stiftung (heute Schulteil 3 des Abbe Gymnasiums am Theaterplatz) dann wieder vereint.
Die Zahl der Schüler sank während der Nazizeit auf 113, die zuletzt in sechs Klassen von drei Lehrern unterrichtet wurden.

Nach dem Krieg wurde am 1. Oktober 1945 der Unterricht wieder aufgenommen. Genau sechs Jahre später zog die Pestalozzischule in das Schulhaus in der Georgenstraße – die heutige „Alte Posthalterei". Dort blieb sie bis 1981.

Erst dann erfüllte sich der Wunsch nach einem neuen Schulgebäude - es wurde im Februar 1981 von den Schülern und Pädagogen im Palmental in Besitz genommen. Zunächst war damit das Problem des Platzmangels gelöst.
Bereits ein halbes Jahr später, am 11. August 1981, trat bei einem schweren Unwetter die Hörsel über die Ufer und überschwemmte das gesamte Palmental. Im Keller der neuen Schule stand das Wasser 1,80 Meter hoch. Ein solches Hochwasser gab es noch einmal im April 1994.
Und auch das Platzproblem kam recht schnell wieder: Der Neubau im Palmental füllte sich, weil die Außenstellen der Schule in Treffurt, Neukirchen, Herda, und Kittelsthal sowie die Heimschule Wilhelmsthal aufgelöst und im Palmental integriert wurden. Bald war es wieder sehr eng in der Pestalozzischule.
So entschloß man sich erneut, Schulteile auszulagern - so nacheinander in die Villa Musculus am Schlossberg, in das ehemalige Ledigenwohnheim und heutige AWO-Kinderheim im Palmental, in die heutige Falk Schule in der Stregdaer Allee und in die 8. Regelschule in Eisenach-Nord. Der Berufsschulteil der Schule war in den alten Dorfschulgebäuden in Stregda untergebracht.
Der Berufsschulteil der Pestalozzischule wurde 1991 aufgelöst, die Räume wurden aber auf Grund des Platzmangels bis zum Jahr 2003 von ausgelagerten Klassen genutzt.

Nach der Grenzöffnung wurde aus der Hilfsschule eine Sonderschule für Lernbehinderte. 1992 entstand dann das Staatliche regionale Förderzentrum, das neben dem Bildungsgang zur Lernhilfe auch die Bildungsgänge der Grund- und Regelschule anbietet. Durch diese Erweiterung des Angebotes mussten aber immer wieder Klassen aus Platzmangel ausgelagert werden.
Entsprechend dem Schulnetzkonzept des Wartburgkreises aus dem Jahre 1996 zog die Pestalozzischule dann im Januar 1997 in das Schulgebäude in der Ziegeleistraße ein.
Zwar gab es auch dort immer noch Platzprobleme, aber die Schule verfügte endlich über eine eigene Turnhalle.
Mitte der 90er Jahre besuchten über 420 Schüler aus der Stadt und dem Alt-Landkreis Eisenach die Pestalozzischule.

Zu Beginn der neunziger Jahren wurde als Unterstützungs- und Diagnostiksystem der Mobile Sonderpädagogische Dienst aufgebaut. Dies sind Lehrer, die auf Anforderung in alle anderen Schule des Einzugsgebietes zur Beratung, Diagnostizierung und Schullaufbahnberatung kommen.

Im aktuellen Schuljahr betreuen 73 Lehrerinnen, Lehrer und Sonderpädagogische Fachkräfte 301 Schülerinnen und Schüler in 29 Klassen der Klassenstufen 1 bis 10 sowie 12 Vorschulkinder in der Schulvorbereitenden Einrichtung der Schule.
Die Schulvorbereitende Einrichtung war 1963 gegründet worden. Sie befand sich in der Kleinen Neustadt, bevor sie 1992 auch in das ehemalige Ledigenwohnheim im Palmental umzog. Seit 1997 befindet sie sich im Hauptgebäude der Schule in der umgebauten Hausmeisterwohnung.

Im Schulkonzept haben die Pädagogen die praktische Berufsorientierung der Schüler in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gerückt . Seit mehr als 10 Jahren gibt es hierbei eine enge Zusammenarbeit mit dem tbz in Wilhelmsthal. Die gesammelten Erfahrungen konnten innerhalb eines Schulversuchs als Beitrag zur Entwicklung des Förderschulwesens Thüringens eingebracht werden.
Die Erfahrungen in der praktischen Berufsorientierung und deren kontinuierliche Weiterentwicklung konnten in ein Projekt der „LernLandschaft Wartburgregion" eingebracht werden.
Am 25. Mai 2000 gewann die Schule den ersten Preis beim Wettbewerb „Wirtschaftsbezogener Unterricht", den die IHK Südthüringen ausgeschriebenen hatte.

Die Schule hat sich also vor allem in der praktischen Berufs-Orientierung profiliert – was auch immer wieder anerkannt wird: Am 12. Dezember bekommt sie in Erfurt für drei Jahre das Qualitäts-Siegel „Berufswahlfreundliche Schule" verliehen.