Neue Fenster nach historischem Vorbild für "Alte Posthalterei"

Das klassizistische Gebäude "Alte Posthalterei" bekommt neue Fenster. Aus diesem Grund wird Anfang Oktober ein Gerüst an dem Haus in der Georgenstraße 52 in Eisenach aufgestellt. Beginn der Arbeiten ist am Montag, 6. Oktober. Für die Handwerker gibt es viel zu tun. 43 Fenster müssen ausgebaut und entsorgt werden. Die alten Fenster wurden - davon gehen Schätzungen aus - bereits in den siebziger Jahren eingesetzt und sind nahezu vollständig verschlissen. Eingesetzt werden neue Fenster aus Kiefernholz. Die neuen Fenster sind nach historischem Vorbild gefertigt worden. Dabei handelt es sich um nach innen öffnende Vierflügel-Stulpfenster. Die oberen Flügel sind ungeteilt, die unteren zweifach mit so genannten Wiener Sprossen unterteilt.

 

"Die Maßnahme haben wir sehr eng mit der Denkmalpflege abgestimmt und eine Erlaubnis dafür eingeholt", sagt Andreas Ludwig (Dezernent für Bauwesen und Umwelt). Bei der "Alten Posthalterei" handelt es sich um ein Einzeldenkmal. Aus diesem Grund sind die Arbeiten sehr genau vorbereitet und mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie besprochen worden. Sogar ein Musterfenster ist von den Fachleuten extra hergestellt worden, um die Details im Vorfeld der Arbeiten sehen zu können. Erst nach Freigabe der Musterarbeit sind die insgesamt 43 neuen Fenster gebaut worden.
Die Fachfirma selbst - eine Tischlerei aus Brotterode - verfügt über die notwendigen handwerklichen Erfahrungen und Fähigkeiten im Zusammenhang mit denkmalpflegerischen Arbeiten.

 

91.400 Euro kostet die Maßnahme insgesamt. Davon stammen 10.000 Euro vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, 75.402,18 Euro gibt es von der Städtebauförderung. Der Eigenanteil der Stadt Eisenach - 5997,82 Euro - ist Dank der Hilfe von Spendern zusammengekommen. "Vielen Dank für Ihr Engagement", so Andreas Ludwig.

Vier Wochen werden die Arbeiten an der Fassade der Posthalterei dauern. Dann ist der erste Bauabschnitt von insgesamt drei beendet. Als nächstes sollen Arbeiten am Natursteinsockel- sowie den Natursteinsäulen folgen. Danach ist die Fassade an der Reihe.

 



Schmuckstück "Alte Posthalterei"
Das Gebäude der "Alten Posthalterei" ist eines der wenigen rein klassizistischen Bauwerke in Eisenach. Der Mittelteil der Fassade wird vom Haupteingang geprägt, der von dorischen Säulen umrahmt ist. Die Form von dorischen Säulen ist schlicht und kräftig, sie wirken ein bisschen gedrungen. Auch das Kapitell (der "Deckel") von dorischen Säulen ist einfach und ohne Schmuck. Innenarchitektonisch bedeutsam sind die Stuckdecken sowie das Treppengeländer aus schmalen Holzstäben. 1819 hatten die Poststallmeister Jungherr und Pfennig das Haus unmittelbar an der Stadtmauer neben dem Georgentor gebaut. Das Gebäude wurde zu dieser Zeit, als es noch keine Eisenbahn gab, als Umspannstelle der Postkutschen für den Reise- und Postverkehr genutzt.

 

Im Jahr 1908 kaufte die Stadt Eisenach das Haus und brachte hier die Realschule unter. Allerdings wurde der östliche Flügel des Gebäudes verkürzt, um mehr Verkehrsraum zur Hospitalstraße hin zu gewinnen. Seit Mitte der 1920er Jahre befand sich in dem Gebäude die städtische Mädchenberufsschule. Nach dem Krieg waren Teile der städtischen Berufsschule in der "Alten Posthalterei" untergebracht, ehe im Jahr 1951 die Hilfsschule "Pestalozzi" hier ihr Domizil fand. Als sie im März 1981 in ein neues Gebäude im Palmental zog, zogen verschiedene Behörden in das Gebäude ein. Nach 1990 kamen zunächst Parteien und Organisationen, beispielsweise die Arbeiterwohlfahrt dort unter. Auch die Eisenacher Zeichenschule fand hier kurzzeitig ein Zuhause. Diskutiert wurde dann der Ausbau zu einem städtischen Kulturzentrum. Seit November 1995 schließlich beherbergt der klassizistische Bau das städtische Kinder- und Jugendzentrum, das in seinem Namen die alte Gebäudebezeichnung wieder aufgenommen hat. Verschiedene Vereine und Einrichtungen nutzen ebenfalls die Räume der "Alten Posthalterei".

 

Städtebauförderung - was ist das?
Bei der Städtebauförderung handelt es sich um ein Förderprogramm von Bund und Ländern. Dabei geht es um finanzielle Unterstützung von zum Beispiel Kommunen, die Gebäude im Stadtkern sanieren oder städtebauliche Missstände beseitigen wollen. Um Geld aus dem Programm zu erhalten, müssen die jeweiligen Projekte bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu gehört unter anderem das Vorliegen eines städtebaulichen Entwicklungskonzeptes. Das Land Thüringen hat eine 67-seitige Richtlinie erarbeitet, in der alle Informationen rund um die Förderung zusammengefasst sind. Wieviel Geld für ein Projekt jeweils zur Verfügung gestellt wird, wird im Einzelfall auf Antrag entschieden. Mithilfe dieser Förderung sind beispielsweise schon die Außenanlagen der "Alten Posthalterei" in zwei Bauabschnitten saniert worden.